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Yachtclub Wieck ist Bundesliga-Qualifikationssiegerbesieger!

Segel-Bundesliga Qualifikation – und jährlich grinst der Regattagott. Es hat wieder einmal nicht gereicht Greifswald in die 2. Segel-Bundesliga zurück zu führen. Als 28. von 56 Vereinen aus ganz Deutschland fällt das Ergebnis dieses Jahr deutlich aus. Tim fasst das Wochenende in Glücksburg zusammen.

Rückblende: Oktober 2015. Showdown Qualifikation für die 2. Bundesliga. Finale der besten 18. Unser letztes Rennen: Joersfelder Segelclub an Platz 1, Platz 2-4 eine Bootslänge dahinter und ca. einen Meter auseinander. Duisburger Yachtclub, 12-er Klassenvereinigung und der Yachtclub Wieck. Am Ende stand der YCW im Regen mit der Frage: 2 Punkte o.a. 1 Meter an der Quali vorbei – “geht es noch schmerzhafter?“

2016: Frisch ans Werk. Ich, Philipp, Gunnar und Ole trainierten noch fleißig am Freitag Mittag bei 12-15 kn Wind. Es lief gut, hatten aber beschlossen den Gybe Set nur zur Not in Angriff zu nehmen. Im Wesentlichen schrieben wir es der benutzerUNfreundlichen Beschlagsausstattung der J70 zu. Ich rede hier noch nicht einmal von der dämlichen Winsch.

team-ycw

Mitte der Serie fiel das Grinsen irgendwie schwer.

Diese 3. Monsterqualifikation ist wie üblich mit Wartezeit verbunden. Konzentrieren auf den Punkt ist angesagt. Nicht alle Teams waren angereist, so dass es wiederum zu Rennen mit nur 5 Teams kam. Die Platzierungen werden dabei dann auf 6 Starter hochgerechnet (deswegen die komischen Kommazahlen in unseren Ergebnissen), was in Summe nicht wirklich von Vorteil ist, wenn man vermehrt solche 5er Rennen hat.

Es war klar, dass die ersten zwei Rennen nichts zum Aufwärmen werden. Im ersten Rennen hatten wir mit den Jungs vom Schaumburg-Lippschen Verein die Vorjahressieger mit am Start. Also ran mit dem Motto: „Sei ein Held, aber begib dich nicht in Gefahr“ oder übersetzt „Perfekt Starten, aber Frühstart unbedingt vermeiden!“

Start am Pinend – mal wieder – aber danach der Schmerz schlechthin: die Karre läuft nicht! Das Plätschern des Luvbootes hämmerte förmlich in den Ohren und wollte nicht achteraus wandern, dazu von Gunnar von der Kante das typische ‚Ummhhh‘ bei solchen – mittlerweile recht seltenen – Amwind Defiziten. Philipp versuchte die Situation noch mit: „Ist nicht sooo schlimm!“ zu retten, aber ich erkannte seinen therapeutischen Ansatz deutlich heraus! Also war es wirklich schlimm!

Top start in grün.

Top start in grün, aber irgendwie läuft die Kiste nicht.

Was war los? Die Kiste 2 Minuten vor der Startsequenz übernommen, kurz mal in Schwung gebracht und nun das? Also an 5 um die Luvtonne. Fallspannung der Fock runter und auf der zweiten Kreuz über rechts mit einem guten Händchen. An 2 kurz vor der Luvtonne gewähnt, dann das Kichern des Regattagotts mit dem letzten Dreher an der Luvtonne. Regelkonformes Reinwenden der Konkurrenz, wir dadurch etwas auf der Außenbahn. In Luv vorbei hämmern wie bei längeren Kursen machbar und üblich? Aber auf diesen Optitrainingskursen? Aussichtslos – hier zählt nur Tiefe. Im Ziel an 4 – natürlich wieder innerhalb einer  Bootslänge zu Platz 2. Geht das schon wieder los?

Zur Info: Wir hatten in diesem Jahr von Beschwörungszeremonien des Regattagotts abgesehen, da er die letzten zwei Jahre seinen schmerzhaften Schabernack mit uns getrieben hatte.  

Zweite Wettfahrt gegen zwei Absteiger – ganz klar ein schweres Los. Kurz vor der Luvtonne an 1. Aber der Duisburger YC mit privatem Dreher doch noch vor uns. Resultat?  Zweiter vor den Jungs aus Ville – ‚den Unabsteigbaren‘ – erstmal nicht schlecht. Das macht ja schonmal Mut.

Das war’s für den Freitag und Sonnabend wieder frohen Mutes bei etwas mehr Wind ans Werk. Aber ums es kurz zu machen: Solide Starts und Manöver und sehr guter Downwind Speed, aber Amwind? Der Speed stimmt nicht wirklich. Verdammte Axt, das hatten wir lange nicht mehr. Bei der Melges hatten wir es zuletzt eher anders rum.

Die Downwinds liefen gut - das war mit der Melges dieses Jahr nicht immer so.

Die Downwinds liefen gut – das war mit der Melges dieses Jahr nicht immer so.

Was macht der engagierte Pilot mit einem Speedproblem bei One-Design Rennen dann in den Pausen? Er guckt in die Bedienungsanleitung für Regattaboote sprich das North Tuning-/ Trimmguide.  Jo, alles klar: Traveller etwas nach Lee und das muss laufen, hatten ja auch nichts anderes erwartet. Ich glaube, da stand aber auch was von “üben”,  “trainieren mit anderen Booten”, “es gibt kein Universalrezept.” und “grobe Richtlinien”. Egal, es muss besser werden. [Lesekontrolle zwischendurch: Wer als erstes einen Kommentar schreibt, kriegt ne Kiste Bier. :-)] Nach einem neuerlichen “Ummmhh” von der Kante dann der verwunderte Aufschrei, Mensch die Lübecker vor uns fahren den Traveller komplett in LUV (Anschlag Luv) bei deutlich über 15Knoten = Druckablassmodus. Kannte(n) ich/wir bis dato nicht wirklich und wird auf unserem traditionell gesegelten Rüsselboot auch so nicht gefahren – machen nicht einmal die verrückten Italiener.

Sollte “dieses eine Mal” doch Üben mit der gesegelten Bootsklasse der Schlüssel zum Erfolg sein? Am Ende konnten wir jedenfalls versöhnlich unser letztes Rennen noch gewinnen, sind aber dann doch 2 Punkte am Finale der besten 18 vorbei geschrammt und durften dieses Jahr leider etwas früher nach Hause.

Fazit: Dadurch, dass nur noch J70 in der Bundesliga gesegelt wird, ist ein Wiederaufstieg äußerst schwer. Die sechs Absteiger segeln das Format in mehreren Events und haben mittlerweile mindestens eine J70 zur Verfügung und eine zweite in der Nähe oder bilden Trainingsgemeinschaften. Doof ist von denen ja auch keiner. Es ist ein Schmelztigel aus einer Vielzahl von Klassen mit Segler-/ und Trainerpersönlichkeiten, Deutsche/ Europameistschafts/ Weltmeisterschafts- und Olympiastarter tummeln sich hier. Letztes Jahr hatten nur zwei Absteiger den Wiederaufstieg geschafft, dieses Jahr waren es vier, was auch für die J70- und Veranstaltungsspezialisierung spricht.

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… wenigstens mit Style und einem Grinsen von der Bühne verabschiedet.

Letztes Jahr zwei Punkte an der Qualifikation und dieses Jahr zwei Punkt am Finale vorbei. Tja, was ist denn nun ärgerlicher (dicht dran an der Quali vs. nicht mal ins Finale) – eigentlich doch das Zweite da man schlechter war.  ABER was wäre man ohne Trostpflaster! Wir sind einmal gegen den Gesamtsieger aus Ville gestartet und waren vor ihnen.

Also dann sind wir doch irgendwie Qualifikationssiegerbesieger oder…. ? Wenn es doch so einfach wäre… Aber warum eigentlich immer hetzen. Die Porsche Seglergemeinschaft, eigentlich der kultigen Schnelligkeit verpflichtet zeigte auch, dass nicht immer jedes Klischee bedient werden muss.

Tim Köppe

 

Ergebnisse hier.

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