BoddenRacer

Zweieinhalb Stunden Schlaf und Bronze bei Rund Bornholm

“Kleiner” ausführlicher Bericht von Andreas Linke zur Wärnemünder Woche, seine Bronze Medaille bei der Deutschen Offshore Meisterschaft, die Vorbereitungen und kleinen Storys am Rande.

Im Herbst 2020 zur Ueckermünder Haffregatta promotete Felix Streckenbach das Segeln nach ORC- Vergütung und animierte somit auch mich, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Da ich das System für das reellere betrachtete, fasste ich den Entschluss eine ORCi-Vermessung für meine Okidoki machen zu lassen.
Auf der Suche, welche Regatten wir 2021 segeln wollten, stiess ich dann auf die IDM Offshore Double Hand, Austragungsort Warnemünde. Das bedeutete keinen allzu großen logistischen Aufwand. Nach Rücksprache mit Anke war klar: Wir machen das.

First 305 Okidoki.

Dann kam im Frühjahr der Rückschlag, Anke hatte sich eine Außenbandverletzung am Fuß zugezogen und es war nicht klar, wie lange der Heilungsprozess dauern würde. Auf der Suche nach Ersatz kontaktierte ich einen meiner früheren Vorschoter, Johannes Stricker, aus der Dyas-Klasse. Johannes sagte zu, so konnte gemeldet und weitere Vorbereitungen getroffen werden.
Als Vorbereitung sollte die Regatta Rund Rügen dienen, die leider ausfiel. Da Johannes dienstlich eingespannt war, entschlossen Anke (inzwischen wieder relativ fit), Ralf und ich das Wochenende zu nutzen um ein bischen zu trainieren. Wir konnten die neuen Segel ausproboieren, einstellen und auch den restlichen Technik-Check machen.

Am 01. Juli gings dann auf nach Warnemünde. Unterstützung bei der Überfahrt hatte ich durch Rüdiger, einen Segler aus Kiel. Die Überfahrt verlief gut, anfänglich mit Wind um 20-25 Knoten, später dann schöne 10 kn Wind. Höhe Darß wollte ich dann den Wegpunkt Warnemünde setzen, musste aber feststellen, dass die Navionics Karte “Baltic“ genau dort endet ..hm.. 04.30 Uhr morgens erreichten wir Hohe Düne, Segel waren geborgen und Kurs Hafeneinfahrt, als Rüdiger durch einen Schwell das Gleichgewicht verlor und im Cockpit stürtzte. Er rappelte ich wieder auf, puh … nix passiert. Als ich mich umdrehte sah ich dann das Maleur. Er war auf die Pinne gestürtzt. War es das??

Pinnen-Maleur. :-(

Wir legten erstmal an. Aber es war klar: Freitag wird kein Entspannungstag. Nach ein bischen Schlaf dann also nach Greifswald und aus dem Keller die alte Pinne geholt und umgebaut. Bei der Gelegenheit machte mir W&R noch schnell eine neue (See)Karte fertig. Um 17.00 Uhr waren wir dann zurück, Pinne angebaut, alles passte und ich konnte für die Mecklenburgische Bäderregatta melden.

Am nächsten Morgen waren dann Stefan (von den Vogelherzen) und Johannes pünktlich an Bord, wir bekamen kurzfristig Unterstützung von Christian (auch ehemaliger Dyassegler), der seinen Bootsliegeplatz in Hohe Düne hat. Los gings zum Start. Bei 15kn+ war meine Entscheidung für die 100%-Fock gefallen. Wir starteten und die Kreuz verlief wie erhofft gut. Die schnellen Schiffe konnten uns nicht allzuviel abnehmen. Ca. drei Seemeilen vor Kühlungsborn ging der Wind dann runter. Jetzt verloren wir Meter um Meter, nicht zuletzt da ich zögerte auf die Genua zu wechseln. Ich hoffte mich da noch irgendwie zur Tonne hochzumogeln. Eine fatale Fehlentscheidung. Nach der Tonnenrundung klappte zwar das Spimanöver, wir hatten aber schon zuviel verloren und mit dem Wind ging’s weiter bergab. So kamen wir nicht nur als letztes ins Ziel, sondern waren auch gerechnet auf dem letzten Platz. Da fehlen mir mit der Entscheidung, welches Vorsegel zu fahren ist, dann doch noch ein bischen Erfahrung. Als Vorbereitung war die Regatta aber das genau Richtige, Johannes konnte sich mit dem Schiff vertraut machen und auch an der Pinne relativ schnell ein gutes Gefühl bekommen. Wir waren eine gute Crew und es hat wirklich Spass gemacht.

Sonntag war dann Entspannung angesagt. Nach ein paar kleinen Einkäufen, Ausrüstungscheck durch den Vermesser und einem leckeren Buffet im Lockschuppen ging’s an Bord und wir schauten uns noch mal die Wetterprognosen an. Die Wettermodelle waren aber noch so unterschiedlich, dass wir den Plan auf den nächsten Morgen verschoben. Beim Blick auf die Meldeliste setzten wir uns das Ziel, die First 31.7 Lucky Five als Massstab zu setzen, da diese in etwa unserem Bereich liegt, wenn auch etwas schneller.

Der Montag morgen verging dann wie im Flug: Wetterplanung, Steuermannsbesprechung und dann gings auch schon zum Start. Das Wetter war schön und auch ein bischen Wind um 6kn. Wir starteten mit Spi und los ging’s. Bei Darßer Ort lagen wir dann allerdings das erste mal in der Flaute in einem Regenfeld. Nach ca. 30 Minuten war das aber wieder vorbei und wir bekamen wieder einen Hauch.

Wir entschieden uns bei Rügen dicht unter Land zu bleiben, vor allem um den Strom zu nutzen. Das funktionierte auch ganz gut, wenn auch mit oft einfallendem Spi. Morgens bei Arkona setzte dann Thermik ein und mit spitzem Spikurs ging’s dann Richtung Dueodde. Ein kurzer Check auf dem AIS Tracker zeigte uns, dass wir den Anschluss nicht verloren hatten. Lucky Five entschied sich rechtsrum die Insel zurunden. Wir blieben dagegen bei unserem Plan, links herum zu fahren.
Irgendwo Höhe Svaneke kam uns Baba Jaga entgegen. Etwas später auch Lucky Five.
10sm vor Allinge war es dann vorbei – Wind weg und wir dümpelten nur noch.

Die Zeit wurde genutzt für ein warmes Essen ;) und ich checkte den Tracker. Was ich sah, gefiel mir nicht wirklich: das Hauptfeld reachte hinter Hammerodde schon mit 6-8 kn dem Ziel entgegen. Kann man nichts machen. War es doch der verkehrter Plan, links rum zu fahren?

Nach zwei Stunden kam der Wind dann aber von hinten und nahm stetig zu, wie vorhergesagt. Neben uns zog ein Gewitter auf und kurz vor Hammerodde war der Spi unten und der Wechsel auf Fock angesagt. Nun also ging es endlich mit Wind zurück. Nach anfänglichem Anlieger, kreuzten wir dann bei bis zu 25kn Wind. Um 23.30 Uhr war es dann soweit und mich überrollte eine Müdigkeit. Nach zweieinhalb Stunden Schlaf [während der gesamten Regatta!!, Anm. d. Red.] war ich wieder fit und konnte Johannes ablösen. Er war die Nachtstunden entlang des Verkehrstrennunggebietes gekreuzt, da dieses nicht befahren werden durfte. Nun war Johannes dran und konnte sich eine Pause gönnen. Als es langsam hell wurde, ging der Wind runter auf 13-15 Knoten. Diesmal wollte ich nicht zu lange warten und begann mit den Vorbereitungen für den Wechsel auf die Genua. Diese abgeschlossen, weckte ich Johannes um den Segelwechsel zu vollziehen. Danach konnte er dann seinen Schlaf fortsetzen.
Ein Blick auf das AIS veriet, dass die Lucky Five 11sm vorraus war. Das würde dann schon eng werden. Die Genua trieb uns aber stetig vorwärts, wenn auch bei wenig Wind.

Bei Rügen wurde es noch weniger und wir entschieden, aufgrund der über Land „fast stehenden grauen Wand“ einen weiten Schlag raus auf See zu machen. Es war unangenehm zu segeln, da die alte Dünung genau von vorn kam, aber der Plan ging auf. Der WInd nahm leicht zu auf 6kn, wenn auch löchrig und wir konnten Meile um Meile abknappsen. Fünf Meilen vor Darßer Ort konnten wir dann auch nochmal den Spi ziehen und mit etwas Druck erreichten wir 5kn Geschwindigkeit, bevor kurz hinter Darßer Ort der Spi zusammenviel. Wieder Flaute.

Nach einer Stunde sahen wir die ersten Windstriche unter Land (Thermik!). Wieder Genua hoch und jetzt Anlieger mit 5-6kn Richtung Ziel. Gegen 21.30 Uhr dann wurde es wieder mau. Ich hatte die Befürchtung, dass wir wohl noch die Nacht vor Warnemünde verbringen müssen. Nochmal Wettercheck. Angesagt war Wind aus Süd, zunehmend. Das machte Hoffnung. Und so kam es auch. Der Südwind trug uns nach 59h 03min 52sek ins Ziel. Eine paar Leute auf der Mole bejubelte uns, im Dunkeln waren sie aber nicht zu erkennen. Später erfuhren wir, dass es die Crew der Baba Jaga war.

Nach dem Anlegen gab’s dann die Suppe und das Anlegerbier, die Jungs von der Lucky Five waren noch zu Gast, sie waren ca. eine Stunde vor uns im Ziel.

Am nächsten Morgen dann schnell die Logbücher zur Wettfahrtleitung und erstmal in die Gänge kommen. Die Crew der Halbtrocken lud mich dazu auf einen Kaffee ein und meinte, wir würden wohl auf dem Treppchen sein. Ich mochte das noch nicht so richtig glauben und wollte auch nicht rechnen. Im Laufe des Tages war das Ergebnis online und die Freude riesengross. Ich musste die ein oder andere Träne verdrücken, hatte ich doch die 36 Jahre alte First 305 aufgeppelt, viel Mühe investiert und nun durften wir bei einer Deutschen Meisterschaft auf dem Treppchen stehen. Das war ein anderes Gefühl als bei den Meisterschaften mit der Dyas, wusste ich doch vorher nicht, wo ich uns einordnen kann.

Die Überführungscrew.

Bei der Rückführung bekam ich wieder tatkräftige Unterstützung. Johannes‘ Vater Hannes, der auch schon bei mir am Draht hing, und Anke segelten mit Abstecher nach Baabe zurück und ich konnte entspannen. Nach einer sicheren Rückfahrt am Sonntag war Okidoki dann endlich wieder in Greifswald.

   

1 KommentarAuch 'ne Meinung dazu?

  • Herzlichen Glückwunsch Andreas & Co …….am Ende wird alles gut!
    Ich fand die Regatten immer toll mit Dir, schade das ich nicht mehr dabei sein kann.
    VG jetzt von der Landratte Sylvia, aber mit dem Herzen immer noch dabei

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