BoddenRacer

Holzmedaille beim X-99 Gold Cup

Mit Hoppetosse, Exeption und Büxt ut sind im Juni drei Greifswalder Crews zum X-99 Gold Cup im Rahmen der Kieler Woche gereist. Tim berichtet:

Ich weiß nicht genau wann, aber mit einem Blick auf die bereits eingegangenen Meldungen (13) für den X-99 Gold Cup war ein kurzes “What?” auf meinen Lippen und dann der spontane Anruf in Berlin bei Micki. „Wollen wir mal wieder die Knochen zusammen sammeln und X-99 Gold Cup wie vor 13 Jahren in Kiel segeln?“ Die erste Chance wiedermal 99er „up and down“ im Norden nach dem Event in Warnemünde 2014 zu zelebrieren.

Die alten Haudegen der letzten Crew hatten bereits andere Verpflichtungen (Gotland Runt) und Uli, mein ‘Schweizer Taschenmesser’, keinen Urlaub mehr zur Verfügung.

In neuer Crew-Konstellation angetreten.

Nach dem Anruf dann erstmal Ruhe und den Mitseglermarkt in HGW durchstöbert: Maik, der sich üblicherweise, wasserscheu wie er ist, an die dünnen Strippen seines Kites klammert, nun aber doch beim Segeln mit seiner Back to the roots angebissen hat, flink als Mastmann rekrutriert und Micki kam 4 Wochen vor dem Event noch mit der Meldung „Ich habe da noch drei.“ (Simon, Jan und Marti) um die Ecke. Alle drei Segler sind von unserem Partnerverein ‘Verein Berliner Segler’, unterschiedlichen Alters, aber wir kannten uns vom gemeinsamen Wache schieben bei der NVA oder, klar, vom GJA-Trainingslager.

Oha, was hab ich da wieder angestellt? Na dann mal los: Überführung allein in den Tagen vor dem Event.
Der Wettergott war mir gewogen und hatte ein 20-Stunden-Zeitfenster mit Wind aus Ost eingerichtet. Na wenn das kein Zeichen ist. Ihm wurde auch reichlich, nach einer jahrelang erprobten Geheimzeptur, mit der Bitte, während des Events nicht mit über 18kn Wind um die Ecke zu kommen, geopfert.

Na dann, vorher noch ein kurzer Trimmvergleich am Sonntag mit der Hoppetosse und Montag ging es los. Oh Mann, beim letzten Backbordbug waren die schneller – bloß nicht in den Kopf damit.

Anmeldung war eine Sache von Sekunden – Vermessungskram fand nicht statt. Die Klassenregeln bzgl. des zugelassenen Materials wurden in den letzten Jahren durch die Dänen auch deutlich verändert.

Insgesamt waren dann 18 Boote am Start und natürlich der erste Start „sauber“ mit einem ‘Allgemeinen’. Die Klasse hält nach wie vor was auf sich. War dann aber auch der Einzige. Bei den restlichen Starts genügte dann Flagge X.

Startkreuz über links gewonnen.

Ein kurzer Abriß:
Wir hatten drei wundervolle Wettfahrttage mit sonnigem Wetter teilweise trickreichen Bedingungen (wozu hat man auch sonst Berliner an Bord) und wenig bis mittleren Wind (6 bis 13 kn) und teilweise auch stark drehend. Bei den Wettfahrten mit recht konstanten Bedingungen gab es auch die klassentypischen engen Tonnenrundungen und Zieleinläufe. Dies kam uns auch entgegen, einerseits da wir auch schon in der Vergangenheit unsere Momente bei wenig Wind mit gutem Speed hatten, andererseits war es günstig für engagiertes Segeln ohne vorheriges Training. Bei 20kn+ werden Einem ansonsten schnell die Karten gelegt.

Sechs solide, schöne Starts, die für uns dann auch zum Gewinn von drei Startkreuzen führten. Ein weiterer zu früh mit Rückkehr und hinterher fahren, einer mit Leeboot zu dicht (Noodles mit „Muschel“ an Bord haben so auch die Startkreuz gewonnen) und einer mit ‘Schrick in der Schot’ fahrenden Luvboot an der Linie. Ihr Kommentar dazu war “Wir können uns ja nicht in Luft auflösen”. Nee, können sie nicht, aber anluven und über die Linie fahren, müssen sie eigentlich in so einem Fall. Ich will und darf auch kein Loch in die Boote fahren, ziehe also zurück und dann gewinnen die ‘unsere’ Startkreuz. Tja, auch das gibt’s. Wäre ein Protest am letzten Tag doch Mittel der Wahl gewesen?

Der letzte Downwind wird noch einmal spannend: Der ‘Bodenseemeister’ (Olli Hund Goldcupgewinner 2022 am Bodensee) und aktuell ein paar Punkte hinter uns, geht an unserem Heck um die letzte Luvtonne. Er ist einfach eine Downwindrakete und mehrere Schiffe in der Nähe. Wir haben die Punkte nicht komplett im Kopf, kann er für sich noch genügend Schiffe zwischen uns bringen?
Es ist spannend aber es reicht für uns!

In Summe hatten wir einen richtig guten Speed an der Kreuz, downwind eher nicht so, was sicherlich auch an zu wenig Training miteinader lag – speziell bei wenig Wind und Restwelle. Sowas soll ja bei der Vorbereitung helfen.
Auf der anderen Seite habe ich schon länger das Gefühl, dass sich der rot-weiß-blaue Spi zwar gut auf Fotos macht, aber kein Renner ist.
Aber Dank einer hungrigen und schnell lernenden Crew gab es auch kein Manöver fuck-up!

Für dieses Foto allein hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt – Büxt ut als Erster im Ziel.

Was ist letztlich raus gekommen?
Aja Podium nicht ganz, dazu war der Däne am letzten Tag zu stark aber bei Platz vier konnten wir uns mit dem Pokal (frischgestiftet von Tirschie) des ‘besten deutschen Teams’ trösten.
Dies war uns auch wichtiger als mit dem Dänen im letzten Rennen beim Start irgendwelche verrückten Spielchen zu veranstalten – er hatte schon einen OCS.

Was noch? Segeln ist Erfahrungssport und man lernt nie aus. Hier wieder Dinge die wir gelernt haben.

  • Wenn ihr Jollenkreuzersegler an Bord nehmt, bleut ihnen vorher ein, dass die Leine welche es auch immer ist, üblicherwiese im Uhrzeigersinn auf die Winsch gehört.
    Ist bei 15ern und 20ern mit ihren teilweise faszinierenden Spezialanfertigungen eher ‘von außen’.
  • Bei gerissener ‘Klapperleine’ am Genuaachterliek: Kopf zwischen die Schultern, Ruhe ausstrahlen und klappernd weiter fahren.
    Reparaturversuch mit teilweise 2 Männern in Lee ist ‘teurer’ als das Klapperding.
    Außerdem sollte man den psychologischen Effekt nicht vernachlässigen, wenn man mit Klappergenua auch noch die Starkreuz gewinnt. Tja ‘hätte hätte’ durch die versuchte Reparatur eben nicht.
  • Eine Heckkamera auch um etwaige Proteste entsprechend ‘medial begleiten’ zu können, kann ich nur empfehlen.
    Mein neues Spielzeug ist in dem Zusammenhang eine 360° Kamera. Ich will hier keine Werbung machen ;-). Bei Interesse fragen.
    Den dezenten Hinweis haben die Jungs mit ihrem Anluvamnesie beim letzten Start nach dem Rennen auch nochmal bekommen.

Schön war es auch mit den ‘alten’ Rockstars der Klasse Christian Soyka (beim Bier) und Martin Christiansen (am Steg) zu schnacken.

Dass Kiter auch noch mehr können, als in der Luft betont cool rumzuzappeln, hat Maik eindrucksvoll bewiesen. Den Job als Smutje kann er auf jeden Fall auch. Er hat uns legendär mit Burgern, Saucen und Tunken verwöhnt, deren Namen ich zum Großteil nicht buchstabieren kanna aber lecker war’s :-))

Ein besonderer Dank geht an Tirschie, der mit seiner Ausdauer in den letzten Jahren dieses Event möglich gemacht hat!!!!

Na dann, dies Jahr steht noch einiges auf dem Spielplan!
Tim

Ergebnisse hier