BoddenRacer

Familie Streckenbach beim Sydney Hobart Race

Die Streckenbachs rocken die Offshore-Classics. Nach dem Fastnet Race 2015 und Rund Skagen 2016, folgt nun der nächste richtig große Regatta-Klassiker für die Aushängeschilder des Greifswalder Offshore-Segelns. Nun können wir endlich den Livestream vom Start mit lokaler Beteiligung verfolgen – am 26. Dezember nachts um 3 Uhr unserer Zeit. Tolle News auf Facebook aus Down Under vom Sailingteam Imagine:

Jedes Jahr aufs neue eine Augenweide – der Start zum Sydney Hobart Race am 2. Weihnachtsfeiertag.

“In knapp 2 Wochen ist Weihnachten und somit steht in Australien das absolute Highlight im Regattakalender an: Das legendäre Sydney-Hobart-Race!
Es startet jedes Jahr am 26.12. und führt von Sydney südlich 628sm entlang der australischen Küste durch die Bass-Strait und die Storm Bay bis nach Hobart (Tasmanien).
Dieses Jahr an den Start gehen wird auch eine X41. Dabei handelt sich aber nicht um die „Imagine“, denn die hält in Greifswald ihren wohlverdienten Winterschlaf. Der Name der X41 ist „Patrice Six“ und an Bord sind mit Holger (Navigator) und Felix (Watch Captain) zwei Greifswalder Imagine-Segler.”

Theo wird auf der Farr55 “Hollywood Boulevard” über die Bass Strait segeln.

“Mit Theo wird ein weiteres Mitglied der Imagine-Crew auf der Farr55 „Hollywood Boulevard“ am Sydney-Hobart-Race teilnehmen. Theo segelte in den letzten 2 Jahren sehr viel an der West- und Ostküste Australiens und konnte dadurch den Kontakt zur X41 „Patrice Six“ herstellen. Letztes Jahr war er als einer von hunderttausenden Zuschauern im Sydney Harbour und verfolgte den spektakulären Start des Rennens von Land aus. Dieses Jahr wird es dann also ernst, wenn das Abenteuer Sydney-Hobart-Race endlich am „Boxing Day“ startet. Durchzuhalten bis zum atemberaubenden Cape Raoul und auf den anschließenden letzten Meilen bis in den Hafen von Hobart sind das ganz große Ziel.
Bis zum Start ist aber noch eine Menge zu tun. Felix und Theo sind derzeit in Sydney und segeln Qualifikationsregatten und helfen bei der Vorbereitung der Boote. Holger wird ein paar Tage vor dem Start dann auch in Australien ankommen.
Bis dahin!”

Hier noch ein tolles 2016 Saisonabschluß-Video von der Imagine Crew!

Herbstferien in Warnemünde – Theresa trainiert mit dem Bundeskader

Vom 24.10 bis 30.10 konnte ich an Trainingslager mit dem Laser-Radial Bundesnachwuchskader in Warnemünde teilnehmen. Mit dabei waren außerdem Seglerinnen vom Bundesstützpunkt Kiel. Wir trainierten jeden Tag von 9.00 bis 18.00 Uhr nur am Freitag sind wir nicht rausgefahren weil Franzi (Bundestrainerin) krank war. Stattdessen bin ich mit Herr Güldenpenning und seinen Laser 4.7 Kindern rausgefahren.

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kalt, windig, herbstlich ….

Es war sehr anstrengend. Trotzdem habe ich sehr viel gelernt. Zum einen wegen der intensiven Auswertung durch die Bundestrainerin im Anschluss an das Wassertraining und zum anderen, weil ich mir einiges von den erfahreneren Seglerinnen abschauen konnte. Im Anschluss sind wir noch den Laserheldenspuk mitgesegelt, bei dem ich aber nicht so gut war.

Alles im allen war es aber eine aufregende und spannende Erfahrung für mich. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich dabei sein durfte.

Theresa Wierschin

Zwei Vorpommern-Teams bei Melges 24 WM in Miami

Draußen ist es kalt und naß und die Boote stehen auf dem Trocknen. Saison vorbei? Denkste! Am kommenden Dienstag fällt der Startschuß für die Melges 24 Weltmeisterschaft 2016 in Miami, Florida, USA.

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Mit diesem Bild von den großen Schwesterschiffen wurden wir gelockt.

Aus Deutschland haben sich zwei Amateuerteams auf den Weg über den großen Teich gemacht, um der Weltelite die Stirn zu bieten. Und zwar beide aus Vorpommern! Halleluja! Ist ja mittlerweile auch zu kalt in der heimischen Provinz, um noch die diesjährige Vorpommernmeisterschaft auszutragen. Also lieber auf dem Atlantik bei 25 Grad und Cuba libre bei der Aprés Sail Party. Oder? :)

In Miami nicht nur für Stralsund unterwegs - sondern auch für Deutschland.

In Miami nicht nur für Stralsund unterwegs – sondern auch für Deutschland.

Allen voran werden also die Jungs vom Stralsunder Sputnik Segelkombinat die deutschen Farben in Little Havanna vertreten. Mit viel Ehrgeiz, Fleiß und persönlichem Einsatz haben sie sich vorbereitet und ihr Boot per Autotransporter über den Atlantik geschifft und werden so in Traumbesetzung aus vollem Potential schöpfen können und mit mittlerweile großer internationaler Erfahrung diese Meisterschaft in Angriff nehmen. Daumen gedrückt, Männers!

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Wir von der Slippery when wet aus Greifswald sind die Sache ein bisschen unkonventioneller angegangen: Über die Klassen-Crewbörse haben wir Phil, einen engagierten Texaner, kennen gelernt, der sich und sein Boot zur Verfügung gestellt und ein Team für die WM in Miami gesucht hat. Ein paar lustige Skype-Gespräche später, die Sache war besiegelt und Phil ist im Sommer mit uns die Schwedische Meisterschaft gesegelt. So kann Segeln die Welt verbinden und wir stehen am Ende unserer zweiten Melges 24 Saison mitten im größten Abenteuer unserer mickrigen Karrieren.

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Morgennebel irgendwo bei Floridas Hauptstadt Tallahassee.

Mittwoch früh sind wir also von Hamburg nach Houston, Texas geflogen und erfüllen den “Haken an der Sache”, wie Phil den 2000km Roadtrip mit Boot durch die Südstaaten genannt hatte. Tim, Gunnar und ich sitzen also gerade bei gemütlichen 70mph irgendwo auf der Interstate 10 zwischen New Orleans und Orlando (dauert ja auch ein bisschen zu tippen), wir bestaunen die lustigen Gefährte, die uns hier auf allen Seiten überholen und zappen durch die unhörbaren Radiosender an Thanksgiving. Wenn die Amis in Familie an ihrem Truthahn sitzen, haben wir immerhin ganz erträglichen Verkehr. Außerdem lasse ich mich belehren, dass es gar nicht die Abrafaxe sondern schon die Digedags waren, die den Mississippi bereist haben. Nagut. Für den Rückweg haben wir uns jedenfalls vier Tage Zeit genommen um auch mal anzuhalten und ein bisschen Touristen zu spielen.

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Phil hat das Boot im Sommer WM-fit gemacht.

Aber vorher erstmal der “ernste Teil”: Wir haben jetzt noch vier Tage in Miami um das Boot kennenzulernen und nach unserem Liking zu pimpen. Phil hat den ganzen Sommer geschufftet um die Rennziege, die auf den Namen “Etesian” hört, auf Vordermann zu bringen. Am Wochenende kommt er und Katya dann aus Texas rüber geflogen. Wir freuen uns auf eine lustige amerikanisch-urkrainisch-kubanisch-deutsche Regattawoche.

Neuigkeiten von uns wird man bestimmt in den kommenden Tagen hier lesen können oder auf Facebook (kann man auch auf der Homepage rechts mitlesen). Phil wird sicher auf seiner Team-Seite berichten. Die Stralsunder kann man hier verfolgen. Offizielle News von der WM gibts auf der Webseite und auch auf Facebook.

Talk soon.
Philipp

Mittwochsregatta – Fotos von 2016 und Ausblick auf 2017

Die Mittwochsregattasaison 2016 war mit 18 Wettfahrten mal wieder lang und hat, denke ich, allen ein paar schöne Feierabendstunden auf dem Bodden und danach in Gurkes “Reusenhaus” beschert. Es gab viele neue Gesichter und einige neue Schiffe auf dem Wasser. Wir haben ein paar neue Sachen ausprobiert, von denen einige sicherlich weiter entwickelt werden, andere Sachen dagegen werden nächstes Jahr wohl ein bisschen anders laufen. So bleibt es auf jeden Fall lebendig und es wird nie langweilig.

Action an der Wendemarke vor der Greifswalder Mole.

Action an der Wendemarke vor der Greifswalder Mole.

Nachdem einige Platzierungen 2015 ja schon recht früh fest standen, wurden die Sieger in dieser Saison in drei Klassen wirklich erst in der 18. und damit letzten Wettfahrt ausgesegelt. Da hat das System mit so vielen Streichern also gut funktioniert. Am Ende sahen die Podiumsplatzierungen folgendermaßen aus:

La Familia verteidigte den Titel knapp im letzten Rennen.

La Familia verteidigte ihren Gesamtsieg in der hart umkämpften Yardstick-Klasse 2 ganz knapp.

Yardstick 3:

  1. Stubber (15 Punkte)
  2. Luvtikus (18)
  3. Thetis (30)

Yardstick 2:

  1. La Familia (19)
  2. Mañana (20)
  3. Medea (22)

Yardstick 1:

  1. Slippery when wet (15)
  2. Swash Buckler (17)
  3. Hoppetosse (32)

Bei den Jollen reichten Colin auf seinem 470er Darling of fortune sechs Siege in sechs Wettfahrten zum Gesamtsieg gegen die weiterhin recht dünne Konkurrenz (na wart’s ab, nächstes Jahr! ;-) ). Und in der Familieklasse war am Ende die Crossbone vorn.

Die kompletten Ergebnisse und alle anderen offiziellen Infos zur Greifswalder Mittwochsregatta findet ihr wie immer auf der offiziellen Webseite.

Fotos

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Solche und andere tollen Fotos findet ihr unter den Links unten.

Über die Saison hinweg waren ein paar tolle Fotografen auf dem Wasser und auf der Mole unterwegs. Hier ein paar Links zu vielen vielen Fotos – eins besser als das andere. Vielen Dank! Wer noch mehr hat und die gern mit den anderen teilen möchte, schickt mir einfach den Link, ich arbeite sie dann hier mit ein. Ladet euch die Bilder runter, irgendwann werden sie nämlich wieder aus der Cloud verschwinden.

Album vom 03. und 10. August

Album vom 17.August 2016 (Fotos von Rami Dornaika)

Album vom 07. September 2016 (Fotos von Tim)

Ausblick auf 2017

Bei der Nachbesprechung der Saison 2016 waren sich alle einig, dass die Familienklasse (ohne Spi) nicht wirklich angenommen wurde und somit nächstes Jahr nicht weiter geführt wird. Die meisten Greifswalder sind halt doch kompromisslose Regattasegler. :-) Die ORC-Wertung soll dagegen wieder eingeführt werden. Genaue Modalitäten dazu werden noch ausgearbeitet. Am 30.11.2016 um 18 Uhr wird es im GYC-Schilfhaus einen interessanten Vortrag zu grundlegenden Sachen und aktuellen Trends der ORC-Vermessung geben. Dazu ist der DSV-Verantwortliche für Vermessungsfragen eingeladen. Das kann ja nur spannend werden – also hingehen!

Außerdem wurde entschieden, dass es wieder eine kleine Sommerpause bei der Mittwochsregatta 2017 geben wird. Und den ein oder anderen Känguru-Start wird es auch wieder geben. Mehr dazu, wenn es wieder wärmer wird. Jetzt sind es ja schon keine 150 Tage mehr bis Ostern …

Ein großes Dankeschön nochmal an die Organisatioren Holger, Geertje und Hagen und alle Starterteams!

Von den Azoren nach Hamburg – Evi segelt auf Walross 4

Im vergangenen Sommer haben sich die Flaggschiffe vom Hamburgischen Verein Seefahrt, der Segelkamaradschaft Wappen von Bremen und dem ASV Berlin bei den Olympischen Spielen in Rio de Janiero getroffen. Für den Weg nach Hause wurde daher promt eine Regatta ausgerufen – mit Zwischenstop auf den Azoren. Evi Seumer von den Greifswalder ASV-Studenten ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und heuerte für die zweite Etappe auf dem Berliner Walross 4 an. Mehr als 2000 Seemeilen von Horta nach Hamburg mit optionalem Zwischenstop auf Helgoland.

Eine Woche Vorbereitung auf den Azoren.

Eine Woche auf den Azoren. Semesterferien geht auch schlimmer.

Am 24. September übernahmen wir das Schiff von der Vorcrew der ersten Etappe und hatten somit vor dem Start der zweiten Etappe am 30.09. noch reichlich Zeit für die nötigen Reparaturen. Nach einigen Tagen Arbeit war die Aufgabenliste jedoch kein bisschen kürzer geworden: unsere neue AIS-Antenne war mit unserem Gepäck am Pariser Flughafen gestrandet, das mitgebrachte Ersatzteil für die Großschotwinsch war falsch geliefert, ein Heizungschlauch zur Reparatur der schon seit längerem defekten Heizung ließ sich in Horta nicht auftreiben und bei einem Trainingsschlag hatten wir festgestellt, dass der Baumbeschlag zur Aufnahme des Lümmels wackelte. Beim Abschrauben hatten wir diesen dann im Hafenbecken versenkt, doch dank der Tauchkünste eines Crewmitglieds konnte der Beschlag beim nächsten Niedrigwasser geborgen und wieder fest verschraubt werden. Auch die anderen Baustellen wurden schließlich mehr oder weniger provisorisch beseitigt, sodass das Schiff pünktlich startklar war. Zuletzt musste noch proviantiert werden, wobei sich schon einige Unterschiede zu unserem 20-Tonnen-Mahagoni-Schiff und dem Carbon-Racer der Hamburger zeigten: während wir acht mit azoreanischen Köstlichkeiten beladene Einkaufswagen aus dem Supermarkt schoben, stand die Haspa-Crew mit nur drei Einkaufswagen voller Tütennahrung neben uns an der Kasse…

Für das Landprogramm blieb neben dem Basteln also nicht viel Zeit, aber bei einigen von der Regattaleitung organisierte Abendessen zusammen mit den Crews der anderen Schiffe, einem gemeinsamen Parlamentsbesuch und natürlich dem obligatorischen Gin Tonic im Peter Café Sport konnten wir unsere Gegner ein wenig beschnuppern.

Start auf den Azoren. Walross4, Haspa, und Bank von Bremen (v.l.n.r.) vorm Hafen von Horta.

Start auf den Azoren. Walross4, Haspa und Bank von Bremen (v.l.n.r.) vorm Hafen von Horta. Foto: José Macedo

Am 30.09. um 14 Uhr ging es dann endlich über die Startlinie: bei schönsten Sonnenschein und 12-14 Knoten konnten wir einen Nullstart hinlegen und vor den anderen Schiffen aus dem Hafen hinauskreuzen. Natürlich zogen die Haspa und die Bank von Bremen nach einiger Zeit an uns vorbei, blieben jedoch den Nachmittag über in Sichtweite. Zum Abend hin gingen wir ins Wachsystem über, das wir mit drei Wachen (aktiv, standby, frei) fahren wollten. Zunächst hieß es für uns möglichst schnell Strecke nach Norden machen um im dort liegenden Tief und den zu erwartenden achterlichen Winden zu segeln. Am nächsten Morgen hatte der Wind auch wie erwartet geraumt, sodass wir zunächst den Leichtwind-Spi und später, als der Wind zunahm, den berühmten Bären-Spi mit dem Berliner Bären setzen konnten. Leider währte die Freude über das noch in Horta geflickte Bärchen nicht lange, schon nach einer Stunde platzte das Tuch komplett aus den Lieken. Also ein fixes Bergemanöver und den Starkwind-Spi nach oben. In der nächsten Stunde nahm der Wind weiter auf ca. 25 Knoten zu und bescherte uns bis zu 18,4 kn Topspeed, die die Laune nach dem zerstörten Bärchenspi etwas hoben…. leider auch nur für zwei Stunden, bis auch der Starkwind-Spi komplett riss. Die Segel auf dem Walross sind halt doch nicht mehr die jüngsten und hatten mittlerweile wohl ihre Lebenszeit überschritten.

Die Nacht über segelten wir unter Genua bis am Morgen der Wind wieder etwas abnahm und wir den Code Zero setzen konnten. Bereits in der Nacht hatten wir achteraus das Toplicht eines Segelschiffes sehen können und nun bei Tag zeigte sich, dass es die Bank von Bremen war, die uns auf den Fersen war. Den ganzen Tag über segelten wir vor ihr her, bis sie uns am Nachmittag schließlich eingeholt hatte. Wir erfuhren über Funk, dass ihnen ein Steuerseil gerissen war und sie außerdem Probleme mit dem Groß hatten. Leider war es auch bei uns mit den Schäden nicht vorbei: kurz bevor die Bank an uns vorbei segelte, brach das Spifall, mit dem der Code gesetzt war. Bei der Begutachtung der Spifallen zeigte sich, dass auch das zweite Fall fast komplett durchgescheuert war, sodass wir zunächst gar kein Vorwindsegel mehr fahren konnten.

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Zum Glück war damit aber die Serie an Missgeschicken vorerst beendet, die nächsten Tage über blieben wir von Bruch verschont und eine gewisse Bordroutine konnte sich einstellen. Das Aufstehen mitten in der Nacht oder das Schlafengehen nach dem Frühstück wurden zur Gewohnheit, wechselnde Smuts servierten jeden Tag ihre Köstlichkeiten und wo der Ruf “Delphine!” am ersten Tag noch alle an Deck gelockt hatte, wurde jetzt kaum noch aufgeschaut, wenn wieder einige der Tiere uns begleiteten. Mit raumen Winden ging es zügig weiter nach Norden, sodass jeden Tag ein Kleidungsstück mehr zur Wache angezogen werden musste.

Außerdem wurde jeden Tag gespannt auf die Wetterdaten gewartet, die wir zweimal täglich per KW-Sender abrufen konnten. In der Ausschreibung war nicht festgelegt, wie herum die britischen Inseln zu runden waren und unser Routingprogramm schickte uns beharrlich nördlich um Schottland, da dort ein Tief erwartet wurde, während im Kanal Flaute herrschte. Hatten wir zuvor noch beschlossen in keinem Fall die Nordroute zu wählen, kamen wir nun doch noch einmal ins Grübeln, ob wir entgegen aller Berechnungen durch den Kanal und damit in die Flaute fahren sollten. Letztlich wählten wir die Route durch den Kanal, ebenso wie die anderen Schiffe, denen die längere Nordroute auch zu riskant erschien.

Nach sieben Tagen gab es noch ein besonderes Ereignis: das 1000-Meilen-Fest wurde mit der gesamten Crew mit Obstsalat, einem Schluck Vino Verde und Zigarren zelebriert. Ein Crewmitglied hatte sich mit Hemd und Fliege schick gemacht, um das Schiff über die 1000-Meilen-Marke zu steuern. Gefeiert wurde jedoch nur kurz, schließlich waren wir im Regattamodus und der flaue Wind wollte genutzt werden, um bei einem Besuch im Mast die Spifallenumlenkung zu reparieren und ein neues Fall einzuziehen. Nun konnte endlich wieder der Code gesetzt werden und zog uns fix weiter gen Kanal. Auch eine Meldung, dass die Bank von Bremen nur ca. 40 Meilen vor uns segelte, gab der Stimmung an Bord reichlich Auftrieb.

Am achten Tag der Reise hieß es endlich: Land in Sicht! Der Wind hatte mittlerweile auf Ost gedreht und deutlich abgenommen, sodass nun kreuzen, die geeigneten Ecken für passende Strömung und viiiel Geduld angesagt waren. Wie unser Routingprogramm vorhergesagt hatte, erwarteten uns einige Flautenlöcher, sodass wir einige Male vor der englischen Küste einparkten und die anderen Schiffe einen deutlichen Vorsprung auf uns herausfuhren. Hinter der Straße von Dover hatte Rasmus endlich ein Einsehen mit uns uns schickte uns wieder Wind. Scheinbar waren wir mit unseren Opfergaben in der Flaute allerdings etwas zu überschwäglich und bekamen für die letzten 200 Meilen noch einmal 30+ Knoten genau auf den Bug. Zusammen mit den vielen Schiffen, Bohrplattformen, Windparks und VTGs, dazu der steilen Nordseewelle, Kälte und Regen war das letzte Stück also noch einmal kräftezehrend.

Nach 2000 Seemeilen sind es jetzt nur noch 29 Wenden bis ins Ziel.

Nach mehr als 2000 Seemeilen sind es nur 141 Wenden die Elbe hoch bis ins Ziel.

Die Ziellinie in Helgoland passierten wir am 13. Oktober um 01:43 Uhr und starteten direkt weiter zur Sprintetappe nach Hamburg. Im Morgengrauen kreuzten wir vor Cuxhafen und hatten einige “nette” Funkkontakte mit Frachterkapitänen und der Revierzentrale. Leider hatte der Wind auch zum Schluss kein Einsehen mit uns und wir mussten die komplette Elbe entlang aufkreuzen. Während zu Beginn sogar noch Kapazitäten bestanden, neben dem vielen Wenden unter Deck noch Pfannkuchen zu backen (wobei hier wahrscheinlich mehr Menschen als an Deck pro Wende benötigt wurden, schließlich mussten Pfanne, Eier und Nutellaglas bei jeder Wende umgeräumt werden), waren kurz vor dem Erreichen der Ziellinie alle an Deck, um bei unseren mittlerweile perfektionierten Manövern keine Fahrt mehr zu verschenken. Die letzte Stunde mussten wir sogar mit Gegenstrom kreuzen, sodass es eine gefühlte Ewigkeit und insgesamt 141 Wenden von Cuxhafen bis Hamburg (im Ernst, wir haben gezählt!!) brauchte, bis wir die Linie querab der “Cap San Diego” neben den Landungsbrücken um 16:48 Uhr queren konnten. Am Steg erwarteten uns dann schon Bier und heiße Suppe und am Abend ging es für die gesamte Crew zum Captain’s Dinner im Portugiesenviertel. Spekulationen um die Platzierung gab es zuhauf; wir wussten, dass es ziemlich knapp war berechnet noch eines der anderen Schiffe einzuholen.

Tracker: Walross4 in orange, Haspa in grün und Bank von Bremen in

Walross4 in orange, Bank von Bremen in grün und Haspa in weiß. Zum Tracker-Replay hier klicken.

Letztlich mussten wir uns bis zur Siegerehrung am 21. Oktober gedulden: herausgekommen ist für uns ein zweiter Platz auf der Etappe Horta-Hamburg, hinter der Haspa und vor der Bank von Bremen und ein dritter Platz auf der Kurzstrecke nach Hamburg. Berechnet lagen wir auf dieser dritten Etappe nur 35 Minuten hinter der Bank, sodass es zum Schluss ein denkbar knappes Gesamtergebnis war. Gewonnen hat die Bank von Bremen (10 Punkte) vor der Haspa (11 Punkte) und unserem Walross 4 (11 Punkte). Wir haben also gegen die beiden Regattayachten unser Bestes gegeben, uns gut geschlagen und nebenbei noch eine Menge Spaß gehabt!

Evi Seumer

Yachtclub Wieck ist Bundesliga-Qualifikationssiegerbesieger!

Segel-Bundesliga Qualifikation – und jährlich grinst der Regattagott. Es hat wieder einmal nicht gereicht Greifswald in die 2. Segel-Bundesliga zurück zu führen. Als 28. von 56 Vereinen aus ganz Deutschland fällt das Ergebnis dieses Jahr deutlich aus. Tim fasst das Wochenende in Glücksburg zusammen.

Rückblende: Oktober 2015. Showdown Qualifikation für die 2. Bundesliga. Finale der besten 18. Unser letztes Rennen: Joersfelder Segelclub an Platz 1, Platz 2-4 eine Bootslänge dahinter und ca. einen Meter auseinander. Duisburger Yachtclub, 12-er Klassenvereinigung und der Yachtclub Wieck. Am Ende stand der YCW im Regen mit der Frage: 2 Punkte o.a. 1 Meter an der Quali vorbei – “geht es noch schmerzhafter?“

2016: Frisch ans Werk. Ich, Philipp, Gunnar und Ole trainierten noch fleißig am Freitag Mittag bei 12-15 kn Wind. Es lief gut, hatten aber beschlossen den Gybe Set nur zur Not in Angriff zu nehmen. Im Wesentlichen schrieben wir es der benutzerUNfreundlichen Beschlagsausstattung der J70 zu. Ich rede hier noch nicht einmal von der dämlichen Winsch.

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Mitte der Serie fiel das Grinsen irgendwie schwer.

Diese 3. Monsterqualifikation ist wie üblich mit Wartezeit verbunden. Konzentrieren auf den Punkt ist angesagt. Nicht alle Teams waren angereist, so dass es wiederum zu Rennen mit nur 5 Teams kam. Die Platzierungen werden dabei dann auf 6 Starter hochgerechnet (deswegen die komischen Kommazahlen in unseren Ergebnissen), was in Summe nicht wirklich von Vorteil ist, wenn man vermehrt solche 5er Rennen hat.

Es war klar, dass die ersten zwei Rennen nichts zum Aufwärmen werden. Im ersten Rennen hatten wir mit den Jungs vom Schaumburg-Lippschen Verein die Vorjahressieger mit am Start. Also ran mit dem Motto: „Sei ein Held, aber begib dich nicht in Gefahr“ oder übersetzt „Perfekt Starten, aber Frühstart unbedingt vermeiden!“

Start am Pinend – mal wieder – aber danach der Schmerz schlechthin: die Karre läuft nicht! Das Plätschern des Luvbootes hämmerte förmlich in den Ohren und wollte nicht achteraus wandern, dazu von Gunnar von der Kante das typische ‚Ummhhh‘ bei solchen – mittlerweile recht seltenen – Amwind Defiziten. Philipp versuchte die Situation noch mit: „Ist nicht sooo schlimm!“ zu retten, aber ich erkannte seinen therapeutischen Ansatz deutlich heraus! Also war es wirklich schlimm!

Top start in grün.

Top start in grün, aber irgendwie läuft die Kiste nicht.

Was war los? Die Kiste 2 Minuten vor der Startsequenz übernommen, kurz mal in Schwung gebracht und nun das? Also an 5 um die Luvtonne. Fallspannung der Fock runter und auf der zweiten Kreuz über rechts mit einem guten Händchen. An 2 kurz vor der Luvtonne gewähnt, dann das Kichern des Regattagotts mit dem letzten Dreher an der Luvtonne. Regelkonformes Reinwenden der Konkurrenz, wir dadurch etwas auf der Außenbahn. In Luv vorbei hämmern wie bei längeren Kursen machbar und üblich? Aber auf diesen Optitrainingskursen? Aussichtslos – hier zählt nur Tiefe. Im Ziel an 4 – natürlich wieder innerhalb einer  Bootslänge zu Platz 2. Geht das schon wieder los?

Zur Info: Wir hatten in diesem Jahr von Beschwörungszeremonien des Regattagotts abgesehen, da er die letzten zwei Jahre seinen schmerzhaften Schabernack mit uns getrieben hatte.  

Zweite Wettfahrt gegen zwei Absteiger – ganz klar ein schweres Los. Kurz vor der Luvtonne an 1. Aber der Duisburger YC mit privatem Dreher doch noch vor uns. Resultat?  Zweiter vor den Jungs aus Ville – ‚den Unabsteigbaren‘ – erstmal nicht schlecht. Das macht ja schonmal Mut.

Das war’s für den Freitag und Sonnabend wieder frohen Mutes bei etwas mehr Wind ans Werk. Aber ums es kurz zu machen: Solide Starts und Manöver und sehr guter Downwind Speed, aber Amwind? Der Speed stimmt nicht wirklich. Verdammte Axt, das hatten wir lange nicht mehr. Bei der Melges hatten wir es zuletzt eher anders rum.

Die Downwinds liefen gut - das war mit der Melges dieses Jahr nicht immer so.

Die Downwinds liefen gut – das war mit der Melges dieses Jahr nicht immer so.

Was macht der engagierte Pilot mit einem Speedproblem bei One-Design Rennen dann in den Pausen? Er guckt in die Bedienungsanleitung für Regattaboote sprich das North Tuning-/ Trimmguide.  Jo, alles klar: Traveller etwas nach Lee und das muss laufen, hatten ja auch nichts anderes erwartet. Ich glaube, da stand aber auch was von “üben”,  “trainieren mit anderen Booten”, “es gibt kein Universalrezept.” und “grobe Richtlinien”. Egal, es muss besser werden. [Lesekontrolle zwischendurch: Wer als erstes einen Kommentar schreibt, kriegt ne Kiste Bier. :-)] Nach einem neuerlichen “Ummmhh” von der Kante dann der verwunderte Aufschrei, Mensch die Lübecker vor uns fahren den Traveller komplett in LUV (Anschlag Luv) bei deutlich über 15Knoten = Druckablassmodus. Kannte(n) ich/wir bis dato nicht wirklich und wird auf unserem traditionell gesegelten Rüsselboot auch so nicht gefahren – machen nicht einmal die verrückten Italiener.

Sollte “dieses eine Mal” doch Üben mit der gesegelten Bootsklasse der Schlüssel zum Erfolg sein? Am Ende konnten wir jedenfalls versöhnlich unser letztes Rennen noch gewinnen, sind aber dann doch 2 Punkte am Finale der besten 18 vorbei geschrammt und durften dieses Jahr leider etwas früher nach Hause.

Fazit: Dadurch, dass nur noch J70 in der Bundesliga gesegelt wird, ist ein Wiederaufstieg äußerst schwer. Die sechs Absteiger segeln das Format in mehreren Events und haben mittlerweile mindestens eine J70 zur Verfügung und eine zweite in der Nähe oder bilden Trainingsgemeinschaften. Doof ist von denen ja auch keiner. Es ist ein Schmelztigel aus einer Vielzahl von Klassen mit Segler-/ und Trainerpersönlichkeiten, Deutsche/ Europameistschafts/ Weltmeisterschafts- und Olympiastarter tummeln sich hier. Letztes Jahr hatten nur zwei Absteiger den Wiederaufstieg geschafft, dieses Jahr waren es vier, was auch für die J70- und Veranstaltungsspezialisierung spricht.

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… wenigstens mit Style und einem Grinsen von der Bühne verabschiedet.

Letztes Jahr zwei Punkte an der Qualifikation und dieses Jahr zwei Punkt am Finale vorbei. Tja, was ist denn nun ärgerlicher (dicht dran an der Quali vs. nicht mal ins Finale) – eigentlich doch das Zweite da man schlechter war.  ABER was wäre man ohne Trostpflaster! Wir sind einmal gegen den Gesamtsieger aus Ville gestartet und waren vor ihnen.

Also dann sind wir doch irgendwie Qualifikationssiegerbesieger oder…. ? Wenn es doch so einfach wäre… Aber warum eigentlich immer hetzen. Die Porsche Seglergemeinschaft, eigentlich der kultigen Schnelligkeit verpflichtet zeigte auch, dass nicht immer jedes Klischee bedient werden muss.

Tim Köppe

 

Ergebnisse hier.

Silverrudder Challenge 2016 – in 24 Stunden alleine rund um Fyn

Michael Matthiessen hat einen detaillierten Artikel über den Verlauf seiner persönlichen Silverrudder Challenge geschrieben. Da braucht es keinen weiteren Vorworte …


Ich hab’s doch nochmal versucht – und endlich geschafft! 2014 in der Mörderflaute 20 Meilen vor dem Ziel aufgegeben, 2015 nicht angetreten – die Silverrudder Challenge beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Es ist einfach die Idee, die Herausforderung – einhand rund um Fyn, 134 Meilen, keine Verrechnung, keine Bahnmarken, keine besonderen Regeln. Das Rennen ist immer größer geworden – was 2012 mit 15 Booten begann, ist 2016 auf 431 Schiffe gewachsen. Meine Klasse „Keelboat Medium“ ist mit 120 Skippern die größte. Die Anspannung vor dem Start mit so vielen Schiffen im engen Svendborgsund mit seinem Strom legt sich ein klein wenig, als bekannt gegeben wird, dass die Klasse in zwei Starts aufgeteilt wird – die langsameren 60 Boote starten um 09:30 Uhr als „Keelboat Medium 1“ und die schnelleren 60 Schiffe um 10:00 Uhr als „Keelboat Medium 2“. In der zweiten Gruppe starten auch alle X-99. Allein davon haben 19 gemeldet, die größte Einheitsgruppe im Feld. Unter anderem dabei John Morsing auf Nyx Raymarine, der mehrfache Silverrudder-Sieger, und Kim Henriksen auf Bluenose, auch immer vorn zu finden. weiterlesen >>