August 2016 – ein Bierstand, zwei Bootseigner, eine Wette. Wer ist schneller: Melges24 oder 20er Rennjollenkreuzer? Mit jedem Drink werden die Bootseigner selbstbewusster, die Boote immer schneller, der Bugspiet immer länger und die Winkel im spitzer. Das Duell muss ausgesegelt werden.
Fünf Jahre später, 3.Oktober 2021, war es nun soweit. Blaues Band vom Schweriner See. Ein Mal in alle Ecken des Schweriner Innensees. 20 Kilometer. Der See kocht bei 5 – 6 Windstärken aus Süd.
Die 20er Rennjollenkreuzer sind einfach schicke Kisten! Aber was heißt hier „einfach“? Alles “was man an den Mast kann nieten” wird auch gemacht. Holzoptik in toller Symbiose mit dem begehrten neumodischen schwarzen Material. Auch PBO wird hier gerne verbaut. Wirklich schön anzusehen und richtig schnell! Haben wir uns doch übernommen?
An Land wird sich noch vorsichtig beschnuppert. Die skeptische Frage ob der Wichardhaken nicht etwas üppig dimensioniert ist, wird selbstbewusst mit dem enormen Druck auf dem 20er Rigg beantwortet. Der Skipper des 16ers erkundigte sich bei uns nach dem Yardstick um ein Gefühl für die Melges zu bekommen und war auf die Antwort wohl nicht ganz vorbereitet. Der DSV hat das kleine 24 Fuß Scheißerchen gerade noch mal auf stolze 88 runtergestuft. Da haben Buddy Melges und Co Anfang der 1990er einen klasse Job gemacht.
Aber wie geht die ganze Sache wirklich aus? Die Yardstick-Zahlen mögen zwar für uns sprechen, aber was heisst das schon? Gunnar merkt noch an, dass er das letzte Mal vor zwei Jahren einen Fuß auf das Schiff gesetzt hat. Na dann los. Kurze Rollenverteilung und ab geht’s.
Tim hat uns das ganze eingebrockt und übernimmt auch auf dem Wasser die Verantwortung und beobachtet den Gegner. Gunnar hat von den Jahren an der Spischot sowieso schon die längesten Arme. Lovis kennt sich mittlerweile auf allen Vorschiffen und eben auch dem Schweriner See aus. Sein Vater Tom schwelgt in Kindheitserinnerungen und navigiert uns sicher um die Steine in seiner alten Heimat. Philipp, als Leichtester, darf hinten an‘s Rohr.
Einige der gemeldeten Schiffe kommen bei dem Wetter nicht raus zum Spielen. Aber es versammelt sich trotzdem ein illustres Feld an der Startlinie vorm Schweriner Yacht-Club: ein 420er, einige Surfer, ein paar kleine Strandkatamarane, ein Kutter, eine Hanse 301, ein Zeesenboot, ein Vierteltonner. Und eben ein paar hochgezüchtete Jollenkreuzer und das schlüpfrige Scheißerchen “Slippery when wet” aus Greifswald.
Startkreuz nach Süden zum Zippendorfer Strand, dann halbwind durch die Landabdeckung nach Osten. Wer traut sich dichter unter Land? Auf der Kreuz fahren die 20er Jollenkreuzer höher, die Melges24 aber einen Ticken schneller. Erstmal eine gute Erkenntnis. Dem 30er fliegt schon vor dem Start die Fock um die Ohren. Halbwind scheinen die 20er besser zu rutschen und auf einmal kommt auch so ein Strandkat angeflogen. Na gut. An der Südost-Ecke der Insel Ziegelwerder gehen die Spis hoch. Jetzt wird es spannend. Die Melges ist bei dem Wind in ihrem Element und hat konstante 12-13 Knoten auf der Uhr. In Spitzen auch mal 15 oder 16. Aber eben im Zickzack vor dem Wind. Die Jollenkreuzer sind 100m achteraus und gehen mit ihren riesigen Spis auf direkten Vorwindkurs nach Norden. Die Melges ist zwar schneller, muss aber unter Gennaker wesentlich mehr Weg fahren.
Unterm Strich können wir den Jollenkreuzern auf dem knapp 4 Seemeilen langen Downwind ca. 300m abnehmen. Das reicht um ein bisschen beruhigter auf die Kreuz zurück zu gehen. Die drei Surfer mit Foils sind da schon lange im Ziel. Eine andere – geile – Welt. Direkt vor dem Schweriner Schloss schlüpfen wir gerade noch so vor den beiden heran rasenden Strandkats über die Ziellinie und werden nach ca. 85 Minuten Vierte. Gerade noch so schnellestes Boot mit Rumpf. Knapp fünf Minuten dahinter kommen die beiden 20er Jollenkreuzer rein.
Bei der Siegerehrung fällt am Nachbartisch dann schon das ein oder andere Mal das Wort ‘Melges’. Bisher war wohl eher selten ein Kielboot das schnellste Schiff auf dem See.
Tja, so kann man schon mal einen Feiertag verbringen. Ein kleines bisschen aufwendig, aber für diesen Spaß hat sich das gelohnt. Am Ende kann sich jedenfalls niemand mehr erinnern, um was damals am Bierstand eigentlich gewettet wurde.
Jetzt kann das schlüpfrige Scheißerchen nun auch nach der ausgiebigen Süßwasserspülung mit einem zufriedenen Grinsen Winterschlaf halten und schonmal von neuen Taten im nächsten Jahr träumen.
Danke an alle Schweriner für die Gastfreundschaft und für eine coole Regatta.
„Hallo André. Hier ist Andreas von der Okidoki. Ich wollte Dich fragen, ob Du die IDM mitsegeln willst.“ “Mmmh”, dachte ich überrascht, “Vielleicht ne Nummer zu groß für mein Baujahr, aber wann hat man schon mal die Chance?” und stammle ins Telefon: „Ja, äh, gerne. Wann ist die? Aber wir sind noch nie zusammen gesegelt“. Wir sollten davor schon nochmal trainieren, bestätigt Andreas prompt. Am besten zur Haffregatta. Ich: „Da habe ich schon mit meinem Boot gemeldet.“ Andreas: „Na dann melde doch wieder ab…“. Okay, ich rufe zurück.
Zwei Tage später rufe ich mit gesteigerter Vorfreude aber einem neuen Problem zurück. Ich bin gern dabei, muss aber am letzten Tag zu einem Termin nach Frankfurt, der geht nicht zu schieben. Andreas nimmt mich dennoch mit. Also fahren wir jetzt Haffregatta und danach Deutsche Meisterschaften in Olpenitz. Klingt fast logisch…
Andreas hat seine Okidoki sorgfältig vorbereitet, ausgerüstet und frisch ORC-i vermessen. Die Frage ist, ob wir das Potenzial dort abrufen, wo Gegner warten, die sich über Jahre im Rennzirkus bewährt haben. Andreas, Ralf und ich vom Greifswalder Yachtclub bekommen Ergänzung aus Andreas alter Dyas Szene. Mit Stephan (59) und Fernando (41) kommen über 50 Jahre Regattaerfahrung als Verstärkung in Olpenitz an. Nachdem Papierkram gehen wir zu viert zum Wiegen. Ralf schafft es erst gegen Mitternacht, insofern trifft die IDM Crew am ersten Renntag zum Frühstück erstmalig aufeinander. Na denn man tau…
Tag 1:
Erstmal „nur“ das Offshore Race. Das wird uns hoffentlich nicht zu hart bestrafen, wenn unsere Manöver nicht gleich auf Anhieb hinhauen. Nachdem Ralf´s Gewicht den Messbrief bestätigt, laufen wir zügig aus, setzen den Spi, fahren ein paar Wenden und Halsen. Und müssen dann eben vorbereitet sein. Der Wind ist schwach, das kommt uns entgegen. Andreas meint, wir starten konservativ. Er hat wohl die Unzulänglichkeiten in der Abstimmung klar erkannt, schließlich lernt die Crew sich und das Boot gerade erst kennen. Konservativ starten heißt bei der IDM klar, man ist hinten, wenn die Hatz beginnt. Das kümmerte uns erstmal nicht, es ist ja Langstrecke. Das uns die gut geölten ORC 1+2 Maschinen aber schon vorm Luv-Fass mehr vom schwachen Wind wegnahmen als sie uns Raum an der Tonne geben, bringt uns in die Realität zurück. Geschenkt wird einem hier nix. Bei schwachen Winden mit vielen Drehern ging´s laaaangsam Richtung Dänemark. Ums kurz zu machen, das Rennen war für die berechnet langsamste Yacht nicht vergnügungssteuerpflichtig.
Es konnten leider nur 2 Rennklassen gestartet werden, denn die Beteiligung war auch im 2. Coronajahr nicht so dolle. Und manch einer wollte zwar, konnte aber nicht starten. Wir hörten von Hochzeiten bei Outsider und einem Krankenhaus Zwischenstopp bei Muschel (ex und hopp). Gut, die Outsider Rolle haben wir dann wohl übernommen, denn einige dachten sicher, dass wir versehentlich auch eine Startnummer am Bug kleben hatten. Für unsere 36 Jahre alte First 305 hieß das, sie bekommt neben „unseren“ ORC IV Booten eben auch beide Italias 9,98 in ihre Renngruppe, sowie die X-332 Sophus und Quattro, auf die ich sehr gespannt war [Anm.d. Redaktion: André ist ja der Eigner der Greifswalder X-332 Peanuts] und eine Max Fun 35, die in der Box neben uns lag.
Das Offshore Rennen darf nicht gestrichen werden, insofern war der Abbruch der Wettfahrtleitung folgerichtig, denn es wären nur sehr wenige Boote gewertet durch´s Ziel gegangen. Bei uns „lief´s zwar gerade“ – aber im Nachhinein war´s wohl gut, an diesem Tag nichts gewonnen aber eben auch nichts verloren zu haben. Ein Trainingstag, der unserer Lernkurve sehr gut tat.
Irgendwie zog es nach Stegbier und Essen im „Beach Club Olpenitz“ alle zügig in ihre Basislager. Wir gingen ein paar Dinge durch, die es noch zu verbessern galt, waren aber nicht unzufrieden mit dem Auftakt.
Tag 2:
Heute standen drei Up & Downs auf dem Plan und keiner wusste, ob wir uns dafür schon genügend eingegroovt hatten. Na mal sehen. Meine Erwartungen stapelten da tief, nur nicht Letzter werden. Unser Steuermann verfolgte deutlich ambitioniertere Ziele, die er uns auch in ausreichender Dosierung immer wieder vor Augen und Ohren führte. Zunächst wollten wir ab sofort offensiver starten und das gelang uns nicht nur an diesem Tag. Auch das Freisegeln gelang und der Bootspeed war im Verhältnis zu deutlich schnelleren Booten doch sehr wettbewerbsfähig. Die Taktik hatte unser Steuermann, unterstützt von Fernando, immer im Griff, wir fuhren selten mit der Meute mit, ließen sie auch nicht zu weit ziehen. Klar fehlte es den Manövern noch an Glanz und Perfektion, es war ja diesmal auch etwas Wind. Als einzige fuhren wir noch die große Genua und wendeten damit nicht ganz so auf dem Teller wie andere Boote. Aber nun bekamen wir Routine in unsere Abläufe. Vor der dritten Wettfahrt bestätigt die Wettfahrtleitung dann das Gerücht, dass wir heute noch das gecancelte Offshore Rennen als Mittelstrecke absolvieren. Verständliche Entscheidung, aber nochmal kräftig durchatmen, denn Puls hatte ich schon genug.
So ging es nach dem vierten Start eng ums Luvfass und runter zum Gate für die Mittelstrecke. Einmal ums Viereck des Sperrgebietes ohne in selbiges einzutauchen. Richtung egal. Wir blieben taktisch bei unseren direkten Gegnern und fahren rechtsrum, denn nach drei Wettfahrten hatten wir mal aufs Ergebnis geschaut. Platz 4,5 und 8 – das war deutlich mehr, als wir erwarten konnten. Mit dem Selbstbewusstsein dieser Position segeln wir sauber das Viereck ab, zwei Drittel davon im Dunklen. Aber unsere Spimanöver klappen nun auch ohne Tageslicht und erst nach der zweiten Hafeneinfahrt nehmen wir unseren roten Runner runter. Etwas irritiert, denn die Ziellinie entdecken wir erst kurz danach. Mit einem 5. Platz beenden wir die Mittelstrecke und liegen am 2. Tag auf Platz 6 und in unserer Gruppe sogar auf 2 hinter den Bostik Bad Boys (Melges24), den Titelverteidigern in ORC IV. Und vielleicht können wir den 8. ja noch streichen. Nach ausführlichem Debriefing und der Analyse, was noch schneller und was ruhiger ablaufen muss, falle ich in den Tiefschlaf.
Tag 3:
Zufrieden und motiviert werfe ich am nächsten Morgen die Espressomaschiene an, Ralf hatte schon Brötchen im Niemandsland organisiert, so kann es weitergehen. Allerdings merke ich, was vielen um die 55 auffällt: Ich habe Körper. Nicht sehr schlimm, dafür aber überall. Und auch bei der Crew ist hier ein Veilchen und da eine Beule oder ein leichtes Schmerzgesicht zu beobachten. Die ganze Woche danach noch lerne ich zu verstehen, warum unsere Rostocker Nachbarn von der Nemo durchaus zu Knieschützern gegriffen hatten.
Aber zurück zur Internationalen Deutschen Meisterschaft, wo bekanntlich keiner Schmerzen kennt oder zumindest nicht zugibt. Sehr international war es diesmal nicht, wenn wir den englisch-sprachigen der Durchsagen des Wettfahrtkomittees mal absehen. Aber Fernando, der in Chile geboren ist, leistete hier einen weiteren Beitrag. Und machte aus unserer „bunten Truppe“ aus dem Osten, der man den Preis für die längste Anreise (und Einhand) gegönnt hatte, eine „internationalen Crew“, die spätestens heute jeder auf dem Zettel hatte.
Drei Wettfahrten standen uns heute bevor. Und nun ging es um viel. Unsere Position verteidigen oder sogar noch etwas nach vorne fahren?! Konzentriert gingen wir ans Tageswerk. Und fuhren gleich einen 4. Platz ein. Toll gemacht, die zwei Italias fuhren eh in einer eigenen Liga (IMMAC gewinnt mit 9(!) Siegen) und mit Sophus eine Flensburger X-332 vor uns. Also vieles richtig gemacht. Dann kommt das Gefühl, wir haben es jetzt im Griff, jeder weiß, was wann zu tun ist. Alle Irritationen sind beseitigt, wir sind im Flow.
Nun, so ganz congenial war´s dann doch nicht, denn kleine Fehler summieren sich gerade an den Tonnen manchmal zu gewissen Herausforderungen. Nach nunmehr 7 Rennen mussten wir wohl auch unsere Reserven mal ankratzen und es wurde schwerer, immer den Fokus zu halten. Mal hängt die Genua-Schot in der Klemme, mal fällt die Spischot aus dem Baum, alles bekommen wir in den Griff. Aber ein paar Sekunden kostet es uns eben. Die Luvfässer werden manchmal von fünf großen Booten umkämpft, mit einem 30 Fuß Schiff im Strom da immer perfekt positioniert zu sein, war nicht ganz einfach. Aber wir sehen auch, dass andere Crews zu kämpfen haben. Mein mentaler Tiefpunkt war ein Ausrutschen von Stephan auf dem Vorschiff. Bis auf Füße und Hände an der Reling war der 100 kg Mann außenbords. Doch mit schneller Reaktion bekommen ihn Ralph und Fernando wieder an Bord, während ich mit Andreas kurz vorm Fass den Spi runterreiße. Nochmal gut gegangen… Es war das vierte Rennen von geplanten dreien. Klar wollte die Wettfahrtleitung möglichst alles im Kasten haben, um am Dienstag nur noch ein oder bei Flaute eben kein Rennen mehr zu starten. Täglich vier Rennen waren schon eine Herausforderung, wenn auch eine, die wir zusammen gut gemeistert haben. Denn nach acht Rennen ist es kein Zufall mehr, dass wir den 5. Platz verteidigen konnten und in unserer ORC IV Klasse nun auf dem ersten Platz vorgerückt sind. Allerdings hauchdünn vor Nemo, die Deutschen Meister aus 2019. Ganze 1,5 Punkte trennten uns. Basierend auf 1 Sekunden Abständen. (Ergebnisse)
Tag 4:
Den Tag kann ich nur aus der Ferne beschreiben. Ich war nicht dabei. Mit unserem Segelmacher Stefan Voss (UK) hatte die Okidoki aber den besten Ersatz und ich war mir sicher, dass die Jungs die Platzierung halten würden, wenn noch gesegelt wird. Die Vorstartphase kann ich im Tracker noch sehen: Okay, das 9. Rennen wird also noch gestartet. Zum Startschuss hebe ich maskiert in Hamburg ab und hoffe, das Rennen noch live ins Ziel gehen zu sehen.
Frankfurt/M.: Endlich wieder Netz. Oje, auf dem Tracker sieht es nicht so gut aus. Klar, die anderen müssen Zeit rausfahren und es ist schon die letzte Up and Down Runde. Ein Platz hinter Nemo würde ja gerade noch reichen…. Es ist wenig Wind und Gegenstrom auf der letzten Kreuz. Wenn uns da nur keiner mehr dazwischen kommt. Zum Glück kam es genauso. Nemo geht zwar berechnet 9 Sec vor uns ins Ziel und wird 7. Die Quattro wird geschlagen und kommt nicht mehr dazwischen. Wir werden 5. in der IDM-Wertung und gewinnen also ORC IV Klasse mit hauchdünnem Vorsprung von 0,5 Punkten. Ich gratuliere per Whatsapp. Zur zweit-platzierten Nemo trennen uns „eine!“ hauchdünne Rennsekunde.
Fazit:
„Keine Masse, aber große Klasse“ so betitelt die Yacht ihren Bericht zur IDM. Dem ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht nur, dass es für viele Segler möglich ist, dort dabei zu sein; dass es sehr enge Wettfahrten sind; dass ORC-i funktioniert und der Veranstalter sich jede Mühe gibt; dass die Wettfahrtleitung einen tollen Job gemacht hat und die Flotte souverän und ohne einen Protest vier Tage miteinander gekämpft hat. Und dass die Anführer der Heckparade dieses Jahr von der Okidoki (GYC) um Steuermann Andreas Linke kamen, was uns für die Greifswalder Szene besonders freut.
Wir bedanken uns auch bei unseren Mitkämpfern aus Rostock, Kiel und Flensburg für spannende Rennen. Und wollen anderen Crews die ORC-Regatten und IDM wärmstens empfehlen. Vielleicht wird ja die kleinste ORC IV Gruppe am Ende noch ganz groß. Unser Dank auch an Felix Diemer für viele tolle Bilder. Teilen und MITMACHEN ausdrücklich erwünscht.
Ich schreibe diesen Beitrag aus dem Krankenhausbett und sehe vor mir an der Wand eine angebliche Zeichnung, bei deren Erstellung der Künstler wohl etwas durcheinander gewesen sein muss. Das Bild ist komplett weiß. So haben ich und mein Leidenskamerades „Weiße Mäuse im Schneesturm“ getauft. :-)
Ich liege hier, weil ich mir beim Segeln eine schwere Infektion des Beines zugezogen habe, welche unsere Leistung bei der Starboot-WM unmittelbar beeinflusst hat und die Ursache für das enttäuschendes Abschneiden gewesen ist. Wir sind mit dem Anspruch angetreten, eine Top 10 Platzierung und den Junioren-Titel zu gewinnen. Beides haben wir klar verfehlt und sind daher nicht zufrieden. Ein sechster Platz zum Auftakt und 2X Platz 15 reichten einfach nicht aus, da Phillip bei Windstärken über 12 Knoten ;trotz einiger genialen Momente, meine körperlichen
Defizite nicht ausgleichen konnte. Nur durch blanken Wille, etwas Glück und einige taktische Kniffe lagen wir vor der letzten Wettfahrt nur 3Punkte
hinter dem Titel und hatten aufgrund einer relativ konstanten Serie eine einigermaßen gute Ausgangsposition. So, und dann muss ich zu den weißen Mäusen und wir konnten diese Chance nicht mehr nutzen. Manchmal fühlt man sich vom Schicksal echt gestresst.(das andere Wort wollte ich aus Pietät nicht verwenden). :-) Wir werde das so nicht stehen lassen und in der nächsten Saison mit mehr Training nochmal angreifen. Allerdings ist mir hier bei den Mäusen auch bewusst geworden, das Segeln letztendlich nur ein Spiel ist und es viel ernstere Schicksale auf der Welt gibt.
Zum Schluss möchte ich noch Jolandas und Chris geniale Leistung würdigen. Wer schon einmal eine große Starbootregatta gesegelt ist , der weiß, welch
hohe taktischen und körperlichen Voraussetzungen notwendig sind, um überhaupt im ersten Drittel anzukommen. Vor diesem Hintergrund ist Leistung der beiden Eltern :-) nicht hoch genug zu bewerten und gehört zu dem Besten, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. Also herzlichen Glückwunsch.
Erst die Boddenetappen, dann das Boddensolo und letztendlich auch das Blaue Band vom Greifswalder Bodden – außer den Mittwochsregatten mussten eigentlich alle größeren Kielboot-Regatten in Greifswald auch in diesem Jahr leider wieder ausfallen. Teils wegen der Planungsunsicherheit, die ja alle Veranstaltungen immernoch wegen der Pandemie betrifft, teils aber auch weil die Last der Vorbereitung und Durchführung mittlerweile nur noch auf wenige Schultern verteilt ist. Wenn man mit den Organisatoren spricht, heißt es eigentlich immer, dass weitere engagierte Helfer benötigt werden.
Wer also hofft, nächstes Jahr wieder “normal” um die Wette segeln zu können, darf sich gern mal bei David, Micha oder Tim melden. Hilfsangebote für alle Bereiche sind eigentlich für alle Regatten immer gern gesehen.
Großes Regattageschehen wird es nun zum Saisonausklang aber doch noch in Greifswald geben. Nachdem der Boddenpokal im Frühjahr verständlicherweise abgesagt wurde, findet die große Jollenregatta für Optis, Laser und 420er nun am kommenden Wochenende, 25. und 26. September, statt. Ein großes Aufgebot von Vereinsmitgliedern und Eltern ist dabei für einen reibungslosen Verlauf an Land und auf dem Wasser am Start. Erwartet werden etwa 120 Segler:innen aus MV und den umliegenden Bundesländern. Zuschauer sind dabei immer wollkommen.
Meldelisten, offiziellen Dokumente und Ergebnisse für die Jugendregatta gibt es auf der Eventseite bei manage2sail. Infos und hoffentlich wieder ein bisschen Live-Berichterstattung vom Wasser gibt’s wie in den letzten Jahren über den Telegram Kanal.
Der gleichzeitg stattfindenede Citylauf am Samstag rund um die Gelände der Segelvereine wird dabei eine spannende zusätzliche Herausforderung. Ab um 9.00Uhr ist jedenfalls der Yachtweg für die Laufveranstaltung mit etwa 1000 Teilnehmer:innen gesperrt.
Zwei Starboote mit Greifswalder Besatzung haben vom 4.-11.9. an der Weltmeisterschaft im Rahmen der Kieler Woche teilgenommen: Phillip Kasueske mit Michael “Muschel” Schulz und Jolanda mit Ehemann Chris Engel, die mittlerweile jungen Eltern sind. Unsere ehemalige 420er Spitzenseglerin berichtet von einer Regatta, bei der sie als einzige Frau gegen große Segler mit gewichtigen Name angetreten ist, die zumindest vor der Regatta noch ein bisschen ungläubig geschaut haben.
Vor drei Jahren haben wir uns aus Spaß auf das Starboot gesetzt, einfach um diese besondere Bootsklasse einmal gesegelt zu sein. Und daraus ist doch viel mehr geworden, jetzt sogar eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Kiel. Für die Starboot-Klasse war das schon etwas ungewöhnlich: Zuerst die Tatsache, dass ich als einzige Frau mitgefahren bin und dazu unser geringes Gewicht. Beim Einwiegen hatten wir auf jeden Fall keine Probleme. ;-)
Unser Ziel war eigentlich nur die erste Hälfte zu erreichen und das erschien für uns schon aufgrund des Gewichtes schwer. Aber direkt in der ersten Wettfahrt haben wir mit einem 16. Platz ein sehr gutes Ergebnis erreicht. Eine kleine Anekdote dazu: Vor dem Rennen hat mich mein Mann Chris gebeten, nicht bei den schnellsten Startern zu starten. Tja, das hat nicht so ganz geklappt. Direkt in Lee der neue Weltmeister Diego Negri und in Luv über uns Dr. Hubert Merkelbach (der intern. Klassenpräsident), aber da war nunmal die perfekte Startposition und von der Geschwindigkeit konnten wir bei dem wenigen Wind auch lange sehr gut mithalten.
Am zweiten Tag war ein wenig mehr Wind und wir hatten etwas Pech. Beim ersten Start ist das Pinnengelenk im Ausleger gebrochen (wir hatten zum Glück einen zweiten Ausleger dabei) und beim zweiten Start ist die Großschotklemme und der Backstagblock gebrochen. Das ist sehr unglücklich gewesen, vor allem wenn man bedenkt, das der Mast nur durch diese Blöcke gehalten wird. Die Ergebnisse des Tages waren 43 und 48.
Am nächsten Tag sind wir mit 3-4 kn Windgeschwindigkeit 2 h zu unserem Regattagebiet gefahren und kaum waren wir da, hat der Wind ordentlich aufgefrischt. Abends haben wir gesehen, dass in den Spitzen 28 kn waren. Da hatten wir natürlich mit unserem geringen Gewicht keine Chance die Geschwindigkeit mitzuhalten. Dafür hat im zweiten Rennen der Wind dann wieder aufgehört und wir konnten uns im Rennen vom ca. 30 Platz durch gute Vorwindtaktik auf den 7. Platz vorarbeiten. Kurz vor dem Ziel haben wir sogar den späteren drittplatzierten Österreicher Johann Spitzauer überholt. Ein wirklich unbeschreibliches Gefühl bei den ganzen Olympiateilnehmern, Welt- und Europameistern vorne mitzufahren.
Am letzten Tag kam dann noch ein 21. Platz dazu, was am Ende zu dem Gesamtplatz 26 von 82 Teilnehmern geführt hat. Damit hat niemand gerechnet und auch wir nicht. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal bei Arnd Glunde vom Flensburger Segel-Club für die Bereitstellung des Bootes, der Segel und der vielen Trainings- und Bastelstunden bedanken.
Phillip und Michael sind noch besser gesegelt. Sie haben am Ende Platz 15 ersegelt, obwohl sich Michael am vorletzten Tag schon seinen Fuß sehr stark verletzt hat und am letzten Tag nicht segeln konnte. Eine sehr starke Leistung!
Wir haben bei diesem Event sehr viel Ehrgeiz entwickelt und wollen auch weiter in der Star Klasse aktiv bleiben. Dieses sportliche und auch traditionsreiche Boot macht nämlich so viel Spaß zu segeln und ist einfach sehr herausfordernd.
Nach der Landesjugendmeisterschaft ging es im Regattakalender unserer Opti-Segler:innen ohne Pause weiter. Am folgenden Wochenende waren zwei Opti-A Segler beim Inter Cup in Warnemünde. Bei der großen Welle vor Warnemünde konnte man aber nicht so richtig erkennen, wer die beiden waren und welche Endplatzierung dabei für sie rauskam. ;-) Trotzdem mutig und die Jungs hatten ihren Spaß!
„Premiere, Finale und Jubiläum“ war dann das Motto des 45. Freundschaftspokal in Hohen Viecheln am Schweriner Außensee eine Woche später. Venia startete zu Ihrer ersten Regatta überhaupt und ihr Bruder Liam erstmalig in Opti A. Für Maxi und „Buddel“ war es das letzte Mal bei den Bs. Lukas (12 Jahre) startete zu seiner 50. Regatta, an dem Ort, an dem er auch seine erste gefahren war.
Aber auch der sportliche Erfolg stimmte: In der ersten A-Regatta in einer Wettfahrt den 3. Platz zu belegen, kann Liam als großartige Leistung verbuchen. Am Ende reichte es für Platz 18. Auch der insgesamt 11. Platz für Lukas kann sich sehen lassen. Die angehenden A-Segler wurden ihrer Favoritenrolle in ihrer letzten B-Regatta mit dem Gesamtsieg (Buddel) und dem dritten Platz (Maxi) gerecht. Für Venia reichte es in der ersten Regatta noch nicht ganz für die erste Hälfte, anders als bei Linus (6.) und Hannes (14.).
Ein Bericht von Nicole, 49erFX-Vorschoterin von Giulia:
Das Jollenereignis für junge und jung gebliebene Jollensegler/innen fand am 02.09.2021, Donnerstag Nachmittag, vor den Toren Greifswalds statt. Sonnenschein und blauer Himmel, ein schöner Spätsommertag. Der Blick auf das Regatta-Revier um 15 Uhr: große spiegelglatte Flächen, vereinzelt leichtes Kräuseln. 15.27 Uhr kommt von Philipp die Nachricht: „… bin optimistisch, dass wir nachher eine schöne sanfte Brise haben werden…“. Sein Optimismus erfüllte sich – pünktlich zum Start kurz nach 17 Uhr kam dann die leichte Brise.
Das Konzept dieser lockeren Veranstaltung ist einfach. Alles findet im Rahmen des normalen Jugendtrainings statt, sodass kein Extra-Aufwand entsteht. Up and down, zwei kurze Runden, Startzeit 2 Minuten, 4 Wettfahrten. Auswertung nach Yardstick, der Sieger gewinnt. :-)
Am Start ware 13 Boote, davon ein ILCA 7 (ex Laser Standard), drei ILCA 6 (ex Laser Radial), fünf ILCA 4 (ex Laser 4.7), eine Europe, ein Laser Bahia, ein 49erFX und ein 505er. Eine schöne Flotte, die sogar noch um einiges größer sein könnte, wenn man z.B. an die vier 420er, die vier /fünf weiteren ILCAs/Laser und einige andere Jollen denkt, die an diesem schönen Nachmittag leider an Land geblieben sind. Der “extra” aus Hamburg (!) eingeflogene Wettfahrtleiter Mattes und Julia als seine Assitentin haben die lockere Veranstaltung auf dem Wasser gemanaged.
Es hat richtig viel Spaß gemacht (!!!) und war für uns „alte Frauen“ (Giulia 32 und ich 46) das erste Mal unter Regattabedingungen (sind seit Juni 2020 ein Team). Natürlich wäre eine bessere Platzierung schön gewesen, aber immerhin sind wir nicht letzte geworden. Wir wollten dieses Jahr eine Regatta segeln, das Ziel haben wir erreicht. Ich hoffe, wir können nächstes Jahr mal bei einer richtigen 49erFX-Regatta mitsegeln, ich habe Blut geleckt :-). Aber es hängt davon ab, ob Giulia nächstes Jahr weiterhin hier noch Zeit zum Segeln hat – wir hoffen, dass wir weiter ganz oft 49er segeln und trainieren können. Wie sagte sie mal: „49er segeln ist eine Droge.“ – ich bin süchtig geworden.
Zum Schluss wurde noch berichtet, dass Tim bei seinem Laser (ILCA 6) den Proppen vergessen hatte und so mit ca. 100 Liter Wasserballast unterwegs war. :-)