BoddenRacer

Was bedeutet Segel-Bundeskader eigentlich?

Nach der Zwangspause der letzten zwei Monate ist nun endlich das Leben auf das Wasser zurück gekehrt. Seit nun fast drei Wochen findet für mich das Training wieder auf dem Wasser statt. Mir persönlich hat das Segeln schon ziemlich gefehlt, aber das dürfte allen so ergangen sein. Ich wurde genauso aus meinem Alltag gerissen. Anfang März fand für mich noch ein Trainingsblock auf Mallorca statt, von dem ich dann direkt nach Hause gefahren bin.

Diese Auszeit bildete das komplette Gegenteil zum Leben, welches ich normalerweise leben darf. Es gab mir aber auch selbst mal den Einblick auf die Möglichkeiten, welche mir das Training am Standort in Warnemünde und das German Sailing Team so bieten.

Zum Schuljahreswechsel 2016 hatte ich die Chance nach Rostock auf die Sportschule zu wechseln. Seither absolviere ich mein Training mit dem Seglerverband Mecklenburg Vorpommern in Warnemünde beim „Trainer“ (Heißt eigentlich Roberto Güldenpenning, aber alle sagen nur „Trainer“). Das Trainingspensum stieg und somit auch die benötigte Zeit. In Greifswald hieß es zwei mal pro Woche Wassertraining, was übrigens immer richtig viel Spaß gemacht hat. Jetzt mach ich eigentlich täglich Training auf dem Wasser und im Kraftraum.

Im Sommer 2017 bin ich dann zum ersten Mal meine Norm für den Bundeskader eingefahren. Im deutschen Sport gibt es fünf Kaderstufen. Man beginnt im Landeskader seines jeweiligen Bundeslandes. Mit dem Landeskader nimmt man dann an Trainingslagern im In- und Ausland teil. Außerdem stellt der Verband meistens auch Regattabetreuung für internationale Events, was die Vereine oft nicht leisten können. Eine Stufe höher ist der Nachwuchskader 2 (NK2). Dieser bildet die Zwischenstufe zwischen der Landesebene und der Bundesebene. Hier hat man ab und zu im Jahr die Chance gemeinsam mit den anderen Sportlern dieser Stufe zu trainieren. Dies findet überwiegend in Kiel oder auch mal im Ausland statt. Genauso gehört man aber auch noch zum Landesverband.

Die nächste Stufe bildet die erste vollwertige Bundeskaderstufe. Diese wird Nachwuchskader 1 (NK1) genannt. Es folgen die Stufen Perspektivkader (PK) und ganz oben der Olympiakader (OK). Innerhalb dieser Stufen erhält man neben Training am Bundesstützpunkt in Kiel und sehr vielen Trainingsblöcken im Ausland auch etwas finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung der Kosten. An einigen Standorten öffnet der Bundeskader auch das Tor zu weiteren Trainingsbetreuungen.

Neben meinem Segeltraining habe ich hier in Rostock auch immer die Möglichkeit zum Olympiastützpunkt (OSP) zu radeln um dort mein Athletiktraining unter Aufsicht zu absolvieren. Das OSP stellt außerdem Ernährungsberatungen, Trainingsanalysen, Laufbahnberatungen sowie ärztliche und psychologische Betreuung für alle Bundeskadersportler. Doch für mich persönlich hat die physiotherapeutische Betreuung durch unsere Physio Elli am meisten Wert. Einmal pro Woche haben ich diesen Luxus und der ist echt Gold wert!

Neben dem Training gehen ich außerdem auch noch zur Schule. Dazu besuche ich das Sportgymnasium hier vor Ort, wo ich in eine reine Sportlerklasse gehe. Das besondere daran ist, dass wir anstatt den normalen 12 Jahren 13 Jahre zur Schule gehen. Unsere Semester sind gestreckt, was uns ermöglicht auch während der Schulzeit zum Beispiel in Trainingslager zu fahren oder Wettkämpfe zu bestreiten. Da ich relativ viele Fehlstunden habe, darf ich zudem an einem Förderprogramm teilnehmen, welches noch zusätzlich Kapazitäten fürs Training schafft. Für die Trainingsblöcke außerhalb der Ferien kann ich dann problemlos freigestellt werden. Meistens handelt es sich dabei um Maßnahmen des Deutschen Seglerverbandes.

Seit Ende 2017 bin ich festes Mitglied im Junioren Radialteam. Wir sind immer abweichend vier bis sechs Sportler und unsere Bundestrainerin Franziska Goltz. Traditionell trainiert der Großteil am Stützpunkt in Kiel. Ich habe da eine kleine Sonderrolle einnehmen dürfen. Trotzdem darf ich gemeinsam mit den Anderen an allen Trainingsblöcken und Wettkämpfen teilnehmen, was für mich nur von Vorteil ist, da ich so nochmal einen anderen Trainer habe und auch die Trainingsgruppenkonstellation variiert. Also immer eine neue Herausforderung.

Seit diesem Jahr bin ich Sportler der NK1- Kaderstufe, was nicht nur mehr Privilegien bedeutet sondern auch, dass ich jetzt zum Beispiel Teil des Testpools der NADA (Nationale Anti Doping Agentur) bin. Dazu muss ich für jeden Tag einen Zeitraum angeben, zu dem ich erreichbar bin. Das bedeutet, dass ich täglich spontan Besuch von der Dopingkontrolle bekommen könnte. Ich wurde noch nicht getestet, vermutlich weil Segeln kein wirklich Doping gefährdete Sportart ist. Im Internat gab es aber schon den einen oder anderen Besuch.

Viele der Dinge, die den Sportleralltag prägen, fielen in den letzten Wochen weg. Doch an erster Stelle vermisst man natürlich das Segeln, das Freiheitsgefühl und den Spaß auf dem Wasser. Umso glücklicher bin ich, dass das jetzt wieder möglich ist. Leider wurden alle Regatten in näherer Zukunft abgesagt. Meine nächste Regatta ist voraussichtlich erst im September. Bis dahin heißt es viel trainieren und natürlich noch mehr Spaß auf dem Wasser haben!

Schöne Grüße. Eure Theresa

Boddenpokal 2019 – große Fotogalerie

An diesem Wochenende sollte eigentlich der Boddenpokal für die Bootsklassen Optimist, 420er und Laser stattfinden. Um die 150 junge Segler aus Mecklenburg-Vorpommern und einigen anderen Bundesländern sind in den vergangenen Jahren dazu immer nach Greifswald gekommen. Und es gab eigentlich immer tolle Segelbedingungen hier. Frühlingssonne, 15-20 Grad und immer genug und nicht zu viel Wind. Als Trost für den Ausfall der Regatta dieses Jahr könnt ihr euch durch zwei große Fotogalerien von beiden Regattakursen aus dem Jahr 2019 klicken. Das Highlight-Video findet ihr hier nochmal.

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Hinter den Kulissen wird momentan fleißig gearbeitet. Denn auch die Landesjugendmeisterschaft 2020 wird im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie nicht wie geplant Ende August stattfinden können. Dafür steht aber mittlerweile der 10. und 11. Oktober als Ersatztermin. Weitere Infos dazu folgen.

Yardstick abgeschafft – ab jetzt nur noch ORC

Neben den ganzen Umwälzungen wegen diesem blöden Virus ist eine Sache fast untergegangen. Eine zukunftsweisende Änderung wird es nämlich in der neuen Saison 2020 (oder wann auch immer wieder um die Wette gesegelt wird) für die Greifswalder „Dickschiff“-Segler geben. Die vorpommersche Yardstick-Kommission hat nämlich in ihrer abschliessenden Sitzung Mitte März entschieden, dass unsere lokalen Regatten in Zukunft nur noch nach dem ORC-Club-Verrechnungssystem gewertet werden. Damit wird das Jahrzehnte alte Yardstick-System, zumindest in Vorpommern, nun endgültig abgeschafft. “Subjektiv”, “ausgewürfelt”, “nicht nachvollziehbar” – die Argumente und Diskussionen über so manchen Rennwert waren nach jeder Regatta die selben. Die Yardstick-Zahlen wurden nur an Hand von Erfahrungswerten abgeschätzt und dann teilweise auch noch nachverhandelt. Das soll nun durch die flächendeckenden Einführung des objektiven und wissenschaftlich fundierten ORC-Systems beendet werden.

Die Vertreter der Regattasegler aus Greifswald (David Wilke, Holger Streckenbach und Michael Matthiessen), Stralsund (Thomas Engelbrecht), Rügen (Thomas Kaul) und Ueckermünde (Danny Stöcker) geben durch diesen Schritt ihre Funktion in der ehrenamtlichen Yardstick-Kommission Vorpommerns auf und delegieren die Arbeit der Rennwert-Zuweisung nun an den Deutschen Segler Verband in Hamburg. Allen ehemaligen Mitgliedern der Yardstick-Kommission sei an dieser Stelle noch mal herzlich gedankt. Ich persönlich will mir die schwierigen Diskussionen jedes Jahr zu einzelnen Booten gar nicht vorstellen.

Up and away – Seriensiegeryacht nach der Yardstick Verrechnungsformel – steht nun zum Verkauf.

Einen wichtigen Baustein hin zu dieser Entscheidung war auch der Besuch des Leiters der DSV-Abteilung Technik, Robert Jacobsen Anfang März zum Greifswalder Seglerabend. Jacobsen hat dort noch einmal die neusten Entwicklungen der weltweit anerkannten ORC-Vermessungsformel erläutert und erklärt, wie einfach der Weg zu einem ORC-Club Messbrief ist. Dazu müssen lediglich einige Maße selbst am Boot abgenommen werden und die Segel von einem Segelmacher vermessen werden. Für einige ist das sicherlich Neuland, aber einige erfahrene Greifswalder ORC-Segler haben auch schon ihre Hilfsbereitschaft signalisiert.

Kostenpunkt für einen ORC-Club-Messbrief: 100€ für den ersten und dann 80€ in den Folgejahren. Jacobsen hat beim Greifswalder Seglerabend auch noch mal anschaulich dargestellt, dass die Ausstellung jedes Messbriefs für den DSV quasi ein Minusgeschäft ist und somit von den Beiträgen der Mitgliedsvereine mitfinanziert wird. Den wenigen Skeptikern im Raum wurden damit eigentlich auch die letzten Zweifel aus dem Weg geräumt.

Eine mehrheitliche Unterstützung für die Umstellung gab es dann auch bei den Teilnehmern der großen Abstimmung auf der BoddenRacer Webseite (siehe unten). Mit 45 zu 12 Stimmen fiel das Votum doch sehr deutlich aus und hat am Ende auch der Yardstick-Kommission die Entscheidung leichter gemacht.

Die genaue ORC-Gruppeneinteilung für die großen überregionalen Regatten wie Rund Rügen, Rund Hiddensee, Boddenetappen, Langschlag/Rund Stubber, Haffregatta, etc. wird zur Zeit noch unter den Veranstaltern abgestimmt. Angestrebt werden natürlich einheitliche GPH-Grenzen. Ob die dann auch für die Mittwochsregatten und andere lokale Regatten gelten, bleibt abzuwarten und hängt letztendlich auch von den Meldezahlen post-Corona ab. Außerdem wird sich zeigen, ob andere Vereine und Regattaausrichter an der deutschen Ostseeküste dem Vorpommerschen Vorbild folgen werden.

Für alle Eigner heißt es nun also: Ran an den Speck und den Antrag für den Messbrief ausfüllen! Aus dem Home Office sind das keine 10 Minuten. Hier gibt’s das Formular zum Download. Wer in den letzten Jahren schon mal einen ORC-Messbrief hatte und seit dem nichts am Boot und am Segelinventar verändert hat, braucht auch nicht noch einmal am Boot zu messen. Auf der Webseite vom DSV gibt’s auch noch mal alle Infos zum ORC System erklärt. -> Link

In Zukunft wird es also nur noch Diskussionen über die Triple-Number geben. Je nach Windstärke (leichte, mittel, stark) wird nämlich für jedes Boot ein anderer Rennwert verwendet.


Richtigstellung:

Auch wenn viele Fakten in diesem Artikel richtig sind, ist der Inhalt angesichts des Veröffentlichungsdatums natürlich frei erfunden.

Die Yardstick-Kommission hat natürlich nichts zum Thema ORC beschlossen – jedenfalls nicht, dass ich wüsste.

Robert Jacobsen hat Anfang März wirklich einen tollen Vortrag zum Thema ORC in Greifswald gehalten. Als Mitarbeiter der Abteilung Technik beim DSV kennt er sich mit der Materie super aus und hat viele Details wirklich anschaulich erklärt. Trotzdem muss ich aber klarstellen, dass er NICHT der Leiter der Abteilung beim DSV ist.

Und sowieso und überhaupt war gestern der 1.April. :-)

Danke für die Aufmerksamkeit bei diesem Gedankenexperiment, dass sachlich gern in den Kommentaren weiter gesponnen werden darf.

Online Ressourcen: Wasserpegel in Greifswald Wieck

Tja, und was soll nun hier auf der BoddenRacer-Seite passieren, wenn alle zu Hause sitzen und in den Vereinen und auf dem Wasser nichts los ist? Ich hab mir gedacht, dass ich mal die Online-Ressourcen zusammenfasse, die zumindest ich mehr oder weniger regelmäßig checke, bevor ich auf’s Wasser gehe. Vielleicht ist für den einen oder anderen ein interessanter Link dabei, den er/sie noch nicht kannte.

Wasserpegel

Fangen wir heute also mal mit dem Wasserpegel an. Es soll ja Leute geben, die schon das ein oder andere Mal mit dem Kiel auf dem Trockenen gesessen haben. Also lohnt es sich immer, vor dem Auslaufen mal einen Blick auf den Pegel zu werfen.

Ein Stück Land im Greifswalder Bodden gekauft. Wer träumt nicht davon? ;-)

In Greifswald haben wir eine offiziell Messstelle, ca. 200m landeinwärts von der Wiecker Klappbrücke am südlichen Ufer, dort wo die befestigte Kaimauer endet. Wer genau die Messstation betreibt weiß ich gar nicht, aber man kann sie an verschiedenen Stellen online einsehen.

Auf der Webseite der WSV (Wassserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung) Pegelonline gibt es eine interaktive Karte/Grafik, auf der man den Pegelstand minütlich ablesen kann. Das ist zwar ganz nett, aber irgendwie benutze ich die Seite eigentlich recht selten.

Kurzfristprognose (Heute + 3 Tage)

Ich schaue da eher immer mal auf die Grafik unten. Die steht zwar auf der Webseite vom BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie), zeigt aber auch die Daten der letzten 24 Stunden von Pegelonline und dazu zwei Vorhersagemodelle für die nächsten drei Tage. Das ist doch mal was. :-) Die Grafik stammt genau von dieser BSH-Webseite und dort kann man die gleichen Graphen auch für andere deutsche Ostseestädte finden.

Quelle: Das Bild hier ist ein Hotlink vom BSH, also die aktuellste Grafik. Klick auf das Bild, damit du siehst, wo es her kommt.

Das nächste Mal suche ich dann ein paar spannende Links zu Seekarten und unserem Revier hier vor der Haustür raus. Bis dahin – bleibt gesund!

“Offshore Racing Congress” in Greifswald


An diesem Mittwoch, 04. März, um 19.00 Uhr gibt es wieder eine interessante Veranstaltung im Schilfhaus des Greifswalder Yachtclubs. Und zwar geht es dieses Mal um die neuesten Entwicklungen und Trends des Offshore Racing Congress (ORC). Was steckt hinter den ganzen Zahlen zur ORC-Handicap-Formel? Und wo werden eigentlich die 80€ für das jährliche ORC-Club-Zertifikat reingesteckt?

Diese und natürlich alle anderen Fragen könnt ihr am Mittwoch Abend Robert Jacobsen und Johannes Christophers von der Abteilung “Technik und Seeregatten” beim Deutscher Segler Verband stellen. Nicht nur für Zahlen-Nerds!