Tja, das war sie – die erste Saison der 2.Segel-Bundesliga. Hier der Bericht vom Bodensee aus Greifswalder Perspektive:
Am letzten Wochenende wurde die Liga mit der dritten Regatta (nach Glücksburg und Tutzing) für 2014 abgeschlossen. In Friedrichshafen am Bodensee ging es also um alles! Wir, das Greifswalder Team vom Yachtclub Wieck, lagen vor der Regatta auf dem 11. Tabellenplatz ganz kompakt mit dem gesamten Mittelfeld. Nur 2 Punkte waren es nach unten zum Relegationsplatz um den Verbleib in der 2.Liga, aber auch nur drei Punkte zu einem Platz in der Relegation für die 1.Liga. Und wie bei jeder Regatta der Segel-Bundesliga, weiß man vorher nicht, welche Crews die Vereine ins Rennen schicken und wie stark die Teams entsprechend sind. Ein reaktivierter Olympiasegler hier oder ein dazu rekrutierter Kadersegler da und die Gesamttabelle kann wieder mal komplett auf den Kopf gestellt werden. Aber das ist auch das Spannende an dem Konzept Segel-Bundesliga. Wir sind wieder mit dem gleichen Team angereist. Ohne gemeinsames Training, geschweige denn auf einem Gennakerboot, war vielleicht wenigstens die gesammelte Erfahrung der zwei vorherigen Regatten ein Pluspunkt für uns.
Der Wetterbericht sah für die gesamten drei Tage gar nicht gut aus. Sollten wir wirklich einmal durch’s ganze Land für ein Wochenende mit absoluter Flaute fahren? Für Donnerstag haben wir uns zusammen mit unseren Rostocker Freunden eine Trainingseinheit mit gecharterten B/one’s vor Ort organisiert. Da gab es dann auch noch Wind und das Training hat Spaß und berechtigte Vorfreude gebracht. Pünktlich zur Regatta am Freitag Nachmittag war dann aber gar kein Wind mehr. Die einzige Wettfahrt, die wir gestartet sind, wurde nach dem 20-Minuten-Zeitlimit abgebrochen. America’s Cup Style 20m vor der Ziellinie natürlich! Da wären wir, wie schon berichtet, Dritter geworden.
Am Samstag mussten wir entsprechend schon vor dem Aufstehen auslaufen. 8.30Uhr war der erste Start angesetzt. Als alle pünktlich auf dem Regattakurs waren, fehlte nur die Wettfahrtleitung und die Tonnenleger. ups. Die waren aber auch bald da und dann ging das Mammutprogramm los. Ganze 24 Wettfahrten, also 8 für jede Mannschaft, haben wir bis abends um 19Uhr geschafft. Und auch wenn wir mit einem vorletzten Platz in die Serie gestartet sind, haben wir doch ganz gut reingefunden und lagen nach 6 Wettfahrten (mit den Plätzen 5, 2, 3, 3, 4, 3) im guten Mittelfeld. So eine Regatta ohne Streicher verlangt eine konstante Serie, deshalb galt für uns die Devise “Jede Wettfahrt ab Platz 3, und aufwärts, ist ausreichend und gut!”. Vor allem auch bei dem Niveau, das hier gesegelt wird. Alle Teams haben für diesen Auf- und Abstiegs-Krimi sicherlich ihre besten Crews geschickt und haben sich entsprechend vorbereitet. Das Niveau und die (manchmal nötige) Aggressivität ist auf jeden Fall noch mal gestiegen im Vergleich zu den Regatten vorher. Aber auch wir haben uns ja, wenn auch jeder für sich, bei der Greifswalder Segeltagen im Laser, dem Hanse Cup und der BoddenWM intensiv vorbereitet!
Rennen 7 und 8 gingen dann für uns aber voll in die Hose. Falsche Kreuzseite hier, falsche Leetonne da, kleines Geschwindigkeitsdefizit und ein um’s Vorstag gewickelter Gennaker – da kam auf einmal eins aufs andere und vor allem nur 1 Punkt aus zwei Wettfahrten aufs Konto. Das wollte keiner so, vor allem nicht als Abschluss des Tages. Der Blick auf die Blitztabelle zeigte dann, dass es da unten im Abstiegskampf ganz eng wird und der letzte Tag also zum Super Mega Sunday mit Show Down Double Point Medal Races für uns wird. Mindestens!
Sonntag also. Youtube-Live-Stream auf der TV-Bahn direkt vorm Steg. Windvorhersage: 2-3 kn aus Nordost. Nach ein paar Stunden bangen Wartens kam der Wind dann aus West und zwar mit 6-8 kn. Bodensee halt. Jedenfalls tolle Segelbedingungen und wieder mit Sonne satt. Spannung pur. Scheinbar blank liegende Nerven im gesamten Feld. Frühstarts. Match Race-moves im Fleet Race. Penalties. Aufholjagden. Da war wat los! Die Analyse mit dem GPS-Tracker zeigt, dass wir letztendlich eigentlich gar nicht so schlecht gesegelt sind. Es war alles knacke-eng, auf der Liste wie auf dem Wasser. Die Regatta haben wir zum Schluß sogar mit einem versöhnlichen 3. Platz beendet. Das war aber am Ende trotzdem nicht gut genug und reichte nur zu einem 14. Platz. Der Frühstart im vorletzten Rennen war dafür dann auch nicht mehr der Ausschlag gebende Punkt. Gott sei Dank, denn von diesen HÄTTE, WENN und ABERs hatten wir schon wahrlich genug in der gesamten Serie.
Die Saison-Abschlußtabelle zeigt uns nun auf dem 13. Platz. Leider kein direkter Klassenerhalt also. Punktgleich mit den Plätzen 12 und 11 ! Ein einziger Platz also fehlte irgendwo in diesem Jahr! 1 Punkt in Glücksburg – die verdammte letzte Halse im letzten Rennen. In Tutzing fehlten 3 Punkte auf den Vorplatzierten – 3 Wettfahrten konnten wir dort wegen Materialschadens nicht zu Ende segeln. Oder eben 3 Punkte irgendwo auf der Bahn auf dem Bodensee – Gott sei Dank fällt mir hier keine einzelne Situation ein, wo wir 3 Punkte auf einmal liegen lassen haben. Aber diese Gedankenspiele sind natürlich Quatsch, das wissen wir. Selbst die Rostocker fahren in Führung liegend einfach mal am Ziel vorbei. Und die Hamburger sogar zwei Mal hintereinander gegen das Zielschiff. Beide Situationen ohne Fremdeinwirkung! Ein wahres Schauspiel diese Segel-Bundesliga: spannend, Nerven aufreibend und wahrlich unterhaltsam.
Für uns heißt es jetzt also Relegation in Glücksburg. Dort geht es für die 6 Letzten der diesjährigen 2.Bundesliga und 54 neuen Bewerbern um 6 Plätze in der 2.Bundesliga 2015. Diese Regatta ist schon in zwei Wochen. Das wird sicher auch eine heiße Kiste. Wir wissen um die vielen starken neuen Gegner, die sich dort angemeldet haben und um das Quäntchen Losglück, dass man braucht, um dort zu bestehen. Aber wir gehen auch motiviert, locker und mit der Erfahrung einer Zweitliga-Saison an diese neue Chance.
Wir möchten dem Yachtclub Wieck und unseren Vereinskameraden für den Rückhalt in dieser Zweitliga-Saison danken. Außerdem unseren Sponsoren vom Autohaus Greif, Yachtausrüster Wendel & Rados und Klavier-Salon-Gläser für die materielle und finanzielle Unterstützung bei diesem Projekt. Und natürlich auch unseren Familien, Freunde, Segelkameraden, die uns vielleicht die Daumen gedrückt und aus der Ferne mit uns mitgefiebert haben.
Eure Greifswalder Bundesliga-Mannschaft
Gunnar, Heiko, Tim und Philipp
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Alle Ergebnisse, Tracker- und Video-Replays und mehr Multimedia-Zeugs gibt es hier: http://livecenter2.segelbundesliga.de/