BoddenRacer

Schule und Segeln einmal anders!

Vor zwei Jahren habe ich abends mit meinen Geschwistern nach dem Segeltraining bei einem großen Streaming-Dienst eine Dokumentation gesehen, die ein Jugendlicher selbst gedreht hatte. Darin ging es um ein Projekt, bei dem Jugendliche mit einem Traditionssegler, der „Thor Heyerdahl“ aus Kiel, einem Dreimaster, ein halbes Jahr über den Atlantik in die Karibik segeln, Südamerika besuchen und dann wieder zurücksegeln. Dabei segelt man nicht nur einfach mit, sondern man muss das ganze Schiff bedienen mit Segel setzen, Manöver fahren, Maschine bedienen, navigieren, Backschaft machen und das alles in vier Wachen. Dazu kommt noch, dass es an Bord richtig Schule gibt, 10. Klasse Gymnasium nach Bayrischem Lehrplan. Das Ganze nennt sich „KUS – Klassenzimmer unter Segeln“. Mir war sofort klar, dass ich das machen wollte. Der einzige Haken – man muss sich auf die Teilnahme bewerben. Das ganze Teilnahmeverfahren begann im Januar diesen Jahres.

Gleichzeitig hatte ich mich im letzten Jahr aber auch beim Landeskader MV im ILCA 6 beworben und wurde für diese Saison in den Förderkader eingeladen und die Saison begann erst einmal mit dem Trainingslager in Hyères.

Nach einer langen Bewerbungsphase bei KUS wurde ich dann im Mai diesen Jahres eingeladen, mit 33 anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland an dem Projekt teilzunehmen. Neben vielen Regatten (Easter Regatte Malcesine, YESS Kiel, Kieler Woche, IDJM Kiel) und den Trainingslagern des Kaders kamen dann noch die Vorbereitung auf das Abenteuer und die notwendigen Absprachen mit der Schule hinzu.

Unsere Reise beginnt heute, am 16.10. in Kiel. Wir haben uns alle bereits am 12.10. hier in Kiel getroffen, um das Schiff auszurüsten und zu beladen. Wegen Corona mussten wir alle 10 Tage in Quarantäne, weshalb ich leider nicht an der ILCA-DM in Greifswald teilnehmen konnte. Aber ich habe dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge getan. Ursprünglich wollten wir heute ab Kiel durch den Nord-Ostsee-Kanal fahren und dann durch die Nordsee weitersegeln. Das Schiff war aber gerade drei Wochen in der Werft zur Generalüberholung und es muss noch etwas an der Maschine nachgestellt werden. Daher segeln wir heute nach Soby auf Aero. Wenn das alles geklärt ist, dann geht es durch den NOK in die Nordsee, anschließend durch den Ärmelkanal weiter auf die Kanaren. Von dort segeln wir dann über den Atlantik in die Karibik. Es ist geplant, Panama und Kuba zu besuchen und abschließend über die Azoren zurückzusegeln. Insgesamt werden es knapp 12.000 Seemeilen werden. Ich werde am 21.04. dann wieder in Kiel ankommen.

Ich möchte mich noch einmal bei Tim und Philipp für die aktive Unterstützung in dieser Saison bedanken.

Da wir auf der Tour alle freiwillig unser Handy abgegeben haben, werde ich lange Zeit keine Bilder und Nachrichten schicken können.

Ich wünsche Euch allen eine kurze und trotzdem schöne Wintersaison und wir sehen uns dann zum Saisonauftakt nächstes Jahr wieder!

Finn Langner

Deutsche Meisterschaft – Großer Segelsport in Greifswald

In den kommenden Tagen gibt es mit der Internationalen Deutschen Meisterschaft der olympischen Bootsklassen ILCA 6 und ILCA 7 großen Segelsport in Greifswald zu sehen. Immer noch als „Laser“ bekannt, wurde diese weltweit verbreitetste Einhandjolle vor ein paar Jahren nach einem langen Rechtsstreit in „ILCA“ umbenannt.

Weltmeister 2020 und Olympia Fünfter Philipp Buhl ist in Greifswald am Start.

Die Veranstaltung in Greifswald beginnt am Donnerstag mit der offiziellen Vermessung der Boote in der Halle des ASV Greifswald. Am Freitag werden die Boote dann ab 11 Uhr vom Strand vor dem Sperrwerk auslaufen und ihre ersten Testschläge segeln. Die erste Wettfahrt ist dann für 13 Uhr auf dem Greifswalder Bodden angesetzt. Insgesamt sind 11 Rennen über vier Tage geplant. Die Siegerehrung soll dann für Montag Nachmittag stattfinden.

Knapp 150 Teilnehmer:innen haben sich zu den Titelkämpfen in Greifswald angemeldet. Im hochkarätigen Feld der ILCA 7 (Laser Standard) sticht ein Name sicherlich besonders hervor: Der Weltmeister von 2020 und zweifacher Olympiateilnehmer Philipp Buhl vom Segelclub Alpsee-Immenstadt wird zwei Jahre vor den nächsten Olympischen Spielen in Marseilles sicherlich zeigen wollen, wer der Chef auf der Regattabahn ist.

Gejagt werden wird er von der gesamten Top 10 der aktuellen deutschen Rangliste, allen voran der erst 17 jährige Überflieger Ole Schweckendiek vom Kieler Yacht-Club, der in diesem Jahr schon U21-Weltmeister, Europameister und Deutscher Jugendmeister geworden ist. Am Start in Greifswald ist auch Bronzemedaillengewinner der U21-WM und U21 Europameister von 2021 Julian Hoffmann (Kieler Yacht-Club).

Bei den Damen im ILCA 6 (Laser Radial) werden die Greifswalder Augen sicherlich auf Theresa Wierschin vom ASV Greifswald gerichtet sein. Die Vize-Jugendeuropameisterin von 2017 und Sechste der U21-WM im letztes Jahr zeigt sich endlich mal wieder auf ihrem Heimatrevier und erwartet einen harten Kampf an der Spitze.

„Ich schätze mal, dass es ein Jung gegen Alt wird. Die Nachwuchsseglerinnen wie Linda Hensel (Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898), Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club) und Gesa Papenthin (Potsdamer Yacht Club) haben viel trainiert und zeigen eine gute Form, aber erfahrene Segler wie Pia Kuhlmann (Schaumburg-Lippischer Seglerverein) und Pauline Liebig (Deutsch- Schweizerischer Motorboot-Club) werden es den Nachwuchsleuten nicht einfach machen.“ sagt Theresa, die ihre eigenen Ambitionen, wie immer bescheiden, herunter spielt: „Ich habe die meisten seit einem Jahr nicht gesehen und weiß nicht, wo ich mich da einordnen soll. Ich werde mein Bestes geben, Spaß haben und hoffen, dass die Beste gewinnt.“

Action am Start bei den ILCA 6.

Weitere Starter aus der Gemeinsamen Jugendabteilung der Greifswalder Segelvereine sind die beiden Jugendlichen Michel Qual und Max Gottschewsky und ihr Trainer Philipp Gläser, die alle im Feld der ILCA 6 männlich starten. Bei den ILCA 7 ist der Vorsitzende des Greifswalder Yachtclubs Christian Radicke und der Greifswalder Student und Jugendtrainer Paul Hübner dabei, der für den Segelverein Potsdamer Adler aus seiner Heimat an den Start geht.

Die Event-Webseite mit Ergebnisse und allen offiziellen Mitteilungen ist auf Manage2sail.com

Blaues Band flattert in der Flaute

Am vergangenen Samstag wurde wieder um das Blaue Band des Greifswalder Boddens regattiert und anschließend feuchtfröhlich in Thiessow gefeiert.

Das Rennen war vor allem von Windstille, Flaute und keinem Wind geprägt. Nach dem Torstart zwischen 11.20 Uhr und 11.40 Uhr wehte in den Mittagsstunden noch eine leichte Brise aus Süd, die dann auf dem Bodden immer weiter nachließ. Eine tolle Gelegenheit, die Stimmung der Crews fotografisch einzufangen. Die große Galerie mit Drohnenbildern und Close-ups gibt es hier.

Im Laufe des Tages haben dann von den 45 gestarteten Booten angesichts des Zeitlimits um 17 Uhr über 40 aufgegeben und sind unter Motor nach Thiessow oder gar ganz um- oder abgedreht.

Wieder schnellste Yacht vom Greifswalder Bodden – die X-41 Imagine wartet lange und startet erst kurz vor Ultimo und rast dann dem Feld hinterher.

Als gegen 15 Uhr endlich der Ostwind eingesetzt hatte, waren dann nicht mehr viele Boote im Rennen. Am Ende haben es nur die X-41 Imagine von Familie Streckenbach und das ASV-Boot Baba Jaga kurz vor dem Zeitlimit ins Ziel geschafft. Damit gewinnt die Imagine nach 2016 und 2015 ein weiteres Mal den Titel der schnellsten Yacht vom Bodden. Mit nur zwei Minuten hinter der Imagine im Ziel – und ca. 20 Minuten nach gesegelter Zeit – war es für Interimsteuerfrau Nora auf der Baba Jaga ein aufregendes Abenteuer und das Rennen ihres Lebens. ;-)

Das Wachsystem optimal ausgenutzt – Nora hat die meiste Zeit geschlafen, war für’s Presseboot aber hell wach.

Auf der emotionalen Siegerehrung wurden außerdem Noreia und Stubber geehrt. Beide Teams haben das Zeitlimit nicht geschafft, sind den Kurs aber trotzdem nur unter Segeln zu Ende gefahren.

Großen Dank an die Organisatoren an Land und auf dem Wasser.

Freundschaftspokal – Linus Harder gewinnt in Hohen Viecheln

Linus ganz oben auf dem Treppchen.

Eigentlich war Hohen Viecheln in meinem Regattakalender in diesem Jahr gar nicht eingeplant. Ein großes Familienfest war angesagt. An den beiden vorausgehenden Wochenende segelte ich in Schwerin beim Marstallcup und erstmalig bei der LJM mit. Auf beides hatte ich mich sehr gefreut und mit den Ergebnissen war ich gar nicht so unzufrieden.

Als nun Hohen Viecheln anstand, habe ich mich umentschieden und nach zähen Verhandlungen die Befreiung von der Familienfeier bekommen können. Zum Glück fand sich auch ein Boot für mich schon in Schwerin, sodass nur mein Rigg noch hingebracht werden musste. Ich bin so froh, dass ich mich für die Regatta entschieden hatte. Es war sonnig und schön, aber ziemlich viel Wind. Zwar war es keine Ranglistenregatta aufgrund der vergleichsweise geringen Teilnehmerschar, aber dennoch waren kräftige Mitsegler vorhanden.

Grund zur Freude: 2.Platz in der U10 Wertung für Venia.

Mit insgesamt 8 Wettfahrten war das Wochenende gut gefüllt. Schliesslich stand ich zum ersten Mal ganz oben auf dem Treppchen und so ist meine letzte Opti-B Regatta mit 8 Punkten aus 8 Wettfahrten ein voller Erfolg für mich gewesen und die Freude am Segeln ist mächtig gestiegen. Ausserdem konnte so der Wanderpokal gleich wieder nach Greifswald zurückwandern.

Auch die anderen Greifswalder haben gute Plätze erreicht. Venia auf dem insgesamt 5. sowie 2.Platz in der U10 Wertung, Jan Mattis “Buddel” einen sehr guten 4. Platz in der Opti A, sowie Liam 9. Wir hatten alle mächtig viel Spaß. Herzlichen Dank an alle, die dieses Wochenede mit begleitet haben und mir diese Erfahrung möglich gemacht haben.

Linus Harder

Ergebnisse hier

Boddensolo – Rentnerschiff und neue Perspektiven

Am vergangen Sonnabend starteten 11 Doublehand-Teams und 11 Solosegler zum nach meiner Rechnung 7. Boddensolo. Wider Erwarten gab’s statt der erwarteten Flautendümpelei doch zum Teil recht flotte Runden über den sonnigen Bodden. Solo-Initiator Michael Matthiessen hatte wegen des Wegzugs aus Greifswald den Organisationsstab weitergegeben, aber das Nachfolgeteam um Vicky Haak und Niels Radzewitz und das Starterteam um Geertje Lau und Hagen Benz hat das supertoll gemacht. Handgeschriebene Ergebnislisten (Einhand, Zweihand1, Zweihand2), wo gibt’s sowas heute noch? Stimmung und Gemeinschaftsgefühl sind bei dieser Veranstaltung sowieso immer erstklassig.

Gestartet wurde in drei Gruppen bei etwa 8 Knoten Wind aus Ostnordost, gegen Ende der Wettfahrt waren es vor Lanken dann gut 5 kn mehr. Der Kurs führte die kleinen Crews von LD 8 zunächst zur LD 2, dann zur Tonne Koos, von dort zur Tonne Vierow und auf einem nahezu Vorwindkurs zur Ansteuerungstonne Greifswald, von wo es zur Ziellinie vor der Mole in Wieck ging. Etwa 15 nm sind das ohne Kreuzen. 

BoddenSolo/Double 2022

Mit ersten Plätzen für ordentliche sportliche Leistungen belohnt wurden Max Steigel / Hannes Nehmzow (La Familia) in der Gruppe der schnellen Doublehander, Mark Schröder / Henrik Hirche (Boreaden) bei den Doublhandern ab YS 100 und Andreas Linke (Okidoki) bei den Einhandseglern.

Über die eigene Performance decken wir besser den Mantel des Schweigens. Unter 10 kn Wind sind für ein Schiff, das mit Ausrüstung deutlich über 10 Tonnen wiegt, selbst an der Kreuz sehr wenig, meine Fähigkeiten vor allem beim Start aber auch generell lassen noch deutlich Luft nach oben und die alte Dame ist wirklich alles andere als ein Regattaschiff. Aber ohne Regatta hätte ich das erste Mal Einhand mit dem neuen Schiff sicher noch länger hinausgezögert und mein ewiges sportliches Minimalziel (Nicht peinlich sein und nicht letzter werden!) habe ich erreicht. Wie heißt es immer so schön: Dabei sein ist alles. Muss man ja nicht mit aufhören, bloß, weil man jetzt Rentnerschiff fährt…

Insgesamt – Orga, Wettfahrt, Stimmung, Verpflegung: Wieder einmal war das Solo/Double eine tolle Regatta. Ganz vielen Dank ans Team.

Stefan Geiss, Leipzig, SY Raija (Najad 390)

Neue Perspektive

Mangels Rennwert für unser neues Schiff dachten wir, daß für’s Boddensolo mal ein Perspektivwechsel ganz interessant wäre. So landeten wir als Startboot auf der Regattabahn .

Wegen angesagter Flaute aus verschiedenen Richtungen verschoben wir den Start. Es sollte sich gelohnt haben. Der Bodden lockte die Segler mit einem traumhaften NO von 8 bis 12 Knoten Wind.

Style und Emotionen – Hagen, Geertje und Jens auf dem berechtigterweise vollverfenderten Startschiff. :-)

Dank des Boddenetappenequipments und der tatkräftigen Unterstützung unseres Freundes Jens meisterten wir die Herausforderungen der Startprozedur. Die Regattateilnehmer starteten super entspannt. Kein Frühstart, kein Geschepper, kein Geschrei. Wir waren wohl aufgeregter, als die Besatzungen der Boote.

Glückliche Gesichter nach dem Zieldurchgang sprachen Bände. In schöner, spätsommerlicher Stimmung wurden bei Essen und Getränk im Schilfhaus die Erlebnisse von unterwegs ausgiebig besprochen.

Ein herzliches Dankeschön an Vicky, Niels für die Organisation und Lovis fürs Tonnenlegen.

Hagen und Geertje