Im Winter wurde an den langen Abend der Beschluß gefasst, im Sommer das Andrenalin und Nervenkitzel mit den Schwedischen und Dänischen Meisterschaften aufzupeppen.
Also ging es in der Besetzung Madlén, Philipp, Gunnar, Phil und mir nach Borstahusen zur Schwedischen Meisterschaft. Angereist wurde dabei mit den „Tourenschiffen“ Up and away (BoddenWM-Sieger, Anm. d. Red.), Büxt ut (Rund Rügen Gewinner) und Aquarius inklusive Familie und der Melges dann per Fähre. Phil aus Texas, den wir bisher nur per e-mail und Skype kannten, stand dann in Originalgöße vor uns. Im November geht’s ja dann zusammen nach Miami. Dazu später dann mehr – wenn die meisten ihre Boote unter der Plane verträumt streicheln.
Unsere Crew bei der Swedish Open mit Phil aus Texas (2.v.l.) und Heiko als Coach und wandelndes Trimmbuch.
Die Wettfahrten wurden in unmittelbarer Hafennähe ausgetragen, sodass unter den strengen Augen der mitgereisten Angehörigen Gladiatorenfeeling aufkam. Dann der übliche Nervenkitzel: Auf Links beim Starten das Wasserschach eröffnet und immer in der Hoffnung, nicht den Skalp beim engagiert sportlichen Treffen an der Luvtonne zu verlieren. Stromtechnisch wurde das Revier seinen Erwartungen gerecht und es kam zu unzähigen Kringeln wegen Tonnenberührungen an der Luvtonne.
Melges24 Regatten werden oft an der Luvtonne entschieden …
In Summe lässt sich festhalten, dass Upwind-Speed und Höhe stimmen. Downwind fehlt die Konstanz und das Quäntchen Glück mit den Seiten. Die richtigen Gänge zu finden, fällt bei wechelhaften Bedingungen auch nicht leicht. Hoch und schnell oder doch eher drücken und immer freie Bahn zum Halsen? Die Lösung des Problems steht weiter unten. Aber ein Platz in der ersten Hälfte sprang heraus und das fühlt sich erstmal gut an. Weniger fuck ups am Sonnabend bei 15-20kn Glitschbedingungen hätten noch mehr möglich gemacht.
… und auf dem Downwind
Die Dänische Meisterschaft in Skive war verbunden mit einer recht langen Autofahrt. Gunnar meisterte diese souverän, das Auto mit kleinen Aussetzern – Lösung unten – auch.
Die Dänische nahmen wir mit Gunnar, Philipp, Uli, Jorn und mir in Angriff. Neues Groß und Fock sollten hoffentlich Wunder vollbringen. Leider war der Gennaker der Uralte (unserem eigentlichen Regattakite war in Schweden etwas ganz Fürchterliches zugestoßen). Sollte sich das rächen?
Auch ein kurzes Fazit: In der zweiten Saison sind wir in der Klasse angekommen. Wir spielen mit und sehen gerade auf der Startkreuz oft sehr gut aus und kämpfen auch teilweise um deren Gewinn. Dummerweise brachte uns das auch einmal die 720 ein. Bitter, wenn nach leuchtenden Augen kurz vor der Tonne und der Gewissheit an 2 zu runden, dies im letzten Moment – okay, ich bin ehrlich, diesen letzten Moment konnte man auch vorher schon erahnen – dann doch die zwei Wenden in der Zone nötig werden und die rote Flagge in deren Folge baumelt…… Egal, denn da muss man ja auch erstmal hin kommen.
Nach Skive bleibt für mich ganz klar die Aussage eines Melges Seglers aus Flensburg: „Melges-Regatten werden in erster Linie Downwind gewonnen.“ Da greifen wir manchmal noch etwas daneben, die Gänge zwischen Gleiten, nicht Gleiten, tief/hoch halten, Großsegel-/Gewichtstrimm, Druck und Winddreher zu finden – ein komplexes Thema.
… und irgendwie auch an der Leetonne! ;-)
An der Startkreuz – nach eher durschschnittlichem Start – im letzten Rennen zwischen dem Gesamtsieger und dem amtierenden deutschen Meister. Sie werden 2 und 5 und wir kommen etwas später….
Aber Gesamtfazit für die Dänische: Freitag und Sonnabend sehr solide, aber am Sonntag irgendwie mit Shit an den Pfoten. Nein, wir haben am Sonnabend Abend nicht über die Stränge geschlagen… war das der Fehler???
Kleine Anekdoten als Anhang:
- Wenn ein Automotor stottert, muss es nicht immer gleich etwas Schwerwiegendes sein. Einfach mal den Autodoc ‚google‘ gefragt und siehe da, der sagt dir dann schon, dass der Stecker am Zylinder 3 einen Wackelkontakt hat. Das kann dann sogar wie in unserem Fall stimmen.
- Halsen unter Gennaker kurz vorm Ziel können ihre Tücken haben. Heck voraus mit rausgedrückten Großbaum über die Linie bedarf aber der Übung, damit es gekonnt aussieht!
- Früher waren die Starts die Aufreger, bei konstantem Wind gehts aber eigentlich an den Tonnen zur Sache.
- Sonnenschuß kann zu temporärem Verlust von Mannschaftteilen führen und Plätze kosten; gebadet wird also nur wenn der Kapitän dies ausdrücklich wünscht!
- Wenn die Reedereichefin bei der Reinfahrt in den Hafen drei Finger gen Himmel reckt, heißt das nicht, dass sie nur noch drei Bier gefunden hat, sondern das die Reedereicrew nur Platz 5 im Ziel geworden ist und nicht etwa an 3 wie noch nach der Startkreuz.
- Segeln ist wohl doch günstiger als gedacht: neue Segel allein vollbringen keine Wunder
Für die Rubrik „Anekdoten für die Ewigkeit“: Gunnar lässt sich unter Gennaker hinterm Boot herziehen, hangelt sich wieder rein und segelt ohne einen Mucks weiter.
DENN, am Ende zählt TRAINING, TRAINING, TRAINING! …. und das in jeder gewählten Crewzusammenstellung!!! Und natürlich Regatten, Regatten, Regatten!
Tja, die Chance auf Revanche in der Klasse besteht erst im November! Aber sie besteht! 😀
Tim Köppe
Ergebnisse: Schwedische Meisterschaft & Dänische Meisterschaft.